Caritasverband für die Diözese Speyer
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25 Jahre Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul – Einrichtung kontinuierlich gewachsen
Das Leben ist schön, aber es hält viele Herausforderungen bereit. Eine psychische und seelische Beeinträchtigung kann besonders fordernd sein. Seit 25 Jahren ist das Team des Caritas-Förderzentrums Vinzenz von Paul in Pirmasens für Menschen da, die vor diese Herausforderung gestellt werden.
Im Herzen der Stadt, mit Blick auf den Exerzierplatz, ist Vinzenz von Paul beheimatet.
Die zentrale Lage hat zunächst praktische Gründe: Für Kunden ist die Einrichtung mit ihren vielfältigen Angeboten gut erreichbar. Die Lage ist aber auch symbolisch bedeutsam: Wer mit psychischen oder seelischen Problemen zu kämpfen hat, ist und bleibt ein Teil der Gesellschaft, soll mittendrin sein.
Das Mitarbeiter-Team besteht mittlerweile aus 40 Personen. Leitende und pädagogische Mitarbeitende, Mitarbeitende im Bereich Hauswirtschaft, Verwaltung und Bundesfreiwilligendienstleistende sowie ehrenamtlich Mitarbeitende sind für die 120 Kunden im Caritas-Förderzentrum da. Die Mitarbeitenden bringen einen Mix aus pädagogischem, medizinischem und therapeutischem Know-how mit.
„Menschen, die unsere Angebote nutzen, nennen wir Kunden und Kundinnen“, sagt Michaela Andre -seit 2018 Leiterin der Einrichtung-, „denn uns ist wichtig, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Unsere Kunden sind kundig in eigener Sache, Sie sind die Erfahrungsexperten, daher bestimmen sie Ziel und Tempo. Wir assistieren und beraten“, beschreibt Andre die Haltung, mit der in der Einrichtung gearbeitet und gelebt wird.
Dass der Bedarf an Assistenz im vergangenen Vierteljahrhundert enorm gewachsen ist, lässt sich an der steigenden Zahl der Mitarbeitenden und dem wachsenden Angebot des Förderzentrums erkennen. „Der Bedarf ist einfach da“, sagt Michaela Andre, die Teammitglied der ersten Stunde ist. Wenn sie die 25 Jahre Revue passieren lässt, freut sie sich, „dass es uns gelungen ist, Menschen, die chronisch krank waren, zu helfen und sie wieder in die Selbstständigkeit zu entlassen. Für mich bestätigt sich immer wieder, dass es oft nicht notwendig ist und vorgebeugt werden kann, Menschen stationär unterzubringen“.
„Dienste für psychisch Kranke“ hieß das Caritas-Angebot beim Start im März 2000. Mit zwei Mitarbeitenden – Andre und der erste Leiter der Einrichtung, Thomas Müller von Klingspor, – startete das Team, das schnell um eine dritte Mitarbeitende ergänzt wurde. Vier Angebote gab es zum Start: Betreutes Wohnen in der Straße am Wasserturm in Pirmasens, eine Tagesstätte, eine Kontakt- und Beratungsstelle, die auch wöchentlich ein Ausflugsangebot unterbreitete, und das Angebot des persönlichen Budgets. Das war ein ambulanter aufsuchender Dienst, heute unter dem Begriff Fachleistungsstunden subsummiert.
2004 wurde die Einrichtung in „Gemeindepsychiatrische Dienste“ umbenannt. „Besser, aber noch immer kein guter Name“, sagt Andre schmunzelnd. Zum zehnjährigen Bestehen erhielt die Einrichtung ihren heutigen Namen: Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul. Als Motto für das Jubiläumsjahr hat die Einrichtung einen Leitsatz ihres Namenspatrons gewählt, der als Begründer der neuzeitlichen Caritas gilt: „Liebe sei Tat“. 2012 startete das Intensiv-Ambulant-Angebot. Wiederum zwei Jahre später ging der Arbeitstrainingsbereich Plus an den Start.
Neben regelmäßigen Einzelgesprächen spielt Musik im Förderzentrum eine große Rolle, inklusive hauseigenem Chor und der 2016 gegründeten Band Éiriú. Es gibt ein umfangreiches Angebot im Förderzentrum, das von irischen Abenden über Disco-Abende bis hin zu Tagesausflügen und Urlauben reicht. Außerdem sorgen Angebote im Bereich Ergotherapie, Psychoedukation, Arbeitstraining, Sport, Gesundheit und Freizeitgestaltung dafür, dass die seelische Balance der Kunden wiederhergestellt werden kann.
2018 war ein wichtiges Jahr: Umzug von der Klosterstraße in die Schlossstraße und Eröffnung des Waschsalons „Clementine war gestern“, der in seiner Kurzform als „Clementine“ bekannt ist. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Andre. Der Waschsalon bietet allen Menschen der Stadt die Möglichkeit, zu sehr fairen Preisen saubere Wäsche zu bekommen. Damit wolle man auch der Stadt Pirmasens etwas zurückgeben. Zumal es ein Ort sei, an dem man sich gut aufhalten könne, zum Beispiel in der kleinen Kaffeeecke mit Gast-W-Lan. Die „Clementine“ ist wichtig für die Kunden des Förderzentrums, die dort arbeiten. Der Waschsalon ist das Sprungbrett auf den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt und Teil des ausgefeilten Arbeitstrainingsbereiches. Im ganzen Haus gibt es sehr viele verschiedene Arbeitstrainingsangebote, die zur Auswahl stehen. Mittlerweile belegt die Einrichtung vier Stockwerke. „Wir sind kontinuierlich gewachsen“, so Andre zum gestiegenen Platzbedarf.
Seit dem Jahre 2016 trifft sich die Selbsthilfegruppe Anonyme Alkoholiker im Förderzentrum. 2020 – in herausfordernden Corona-Zeiten - kam die Selbsthilfegruppe „Neu ins Leben“ dazu, die für Menschen in seelischen Problemlagen ein Anlaufpunkt ist. „Sie ist nicht an ein bestimmtes Krankheitsbild gebunden“, sagt Andre.
Die Einrichtungs-Angebote der (ambulanten) Assistenz wurden unter dem Begriff „META – Mensch, Eingliederungshilfe, Teilhabe und Assistenz“ weiterentwickelt und zusammengefasst. Ganz wichtig sei für die Arbeit, dass die Einrichtung ein umfangreiches Netzwerk habe und die Zusammenarbeit mit Stadt, Kreis und Region sowie Netzwerkpartnern sehr gut funktioniere, unterstreicht Michaela Andre.
Info
Am Freitag, 23. Mai, wird das 25-jährige Bestehen des Förderzentrums im Hause gefeiert, von 10 bis 13 Uhr. Der Chor der Einrichtung und die irische Band werden die Feierstunde musikalisch begleiten, es gibt verschiedene Angebote wie ein Glücksrad mit attraktiven Gewinnen, kostenfreiem Zuckerwattestand, Hausflohmarkt und Chill-Ecke im Innenhof. Im vierten Stock gibt es eine Vernissage nebst Bildergalerie.
Text und Bild: Andrea Daum
Bildtext:
Christian Lamb und Tim Müller kümmern sich im Waschsalon Clementine um die Wäsche der Kunden. Sie haben auch immer ein offenes Ohr und servieren gerne einen Kaffee. Auf den Waschsalon, der Teil des Caritas-Förderzentrums Vinzenz von Paul ist, ist Einrichtungsleiterin Michaela Andre stolz.