Caritasverband für die Diözese Speyer
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Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim für besonderes Konzept im Umgang mit dementen Bewohnern zertifiziert
Validation ist eine wertschätzende Art der Kommunikation mit Menschen, die an Altersdemenz leiden. Diese Methode wird im Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital in Deidesheim schon seit vielen Jahren angewendet. Das ist in der ganzen Einrichtung zu spüren. Die Anwendung und Umsetzung der Methode wird von Fachleuten geprüft und zertifiziert. Am 10. Dezember wurde das Caritas-Altenzentrum erneut zertifiziert.
„Dem Wort nach bedeutet 'Validierung' so viel wie 'Wert geben'“, erklärt Anke Dangl. Sie ist ausgebildete Validationstrainerin und leitet die Weiterbildung der Caritas-Mitarbeiter in dieser Methode. Wesentlich für die Validation ist ein bedingungslos wertschätzender Umgang mit dem Gegenüber. Das bedeutet im Umgang mit dementen und verwirrten Menschen, ihre Gefühle und Überzeugungen ernst zu nehmen und darauf einzugehen – und nicht als „falsch“ abzutun und mit der „Realität“ zu konfrontieren.
Anke Dangl erklärt das an Fällen aus ihrer Praxis: „,Ich will nach Hause‘, sagt Herr Müller, ein dementer Bewohner unserer Einrichtung. Dieser Wunsch hat für den dementen Menschen eine Bedeutung und einen Kontext“, erläutert Dangl. Anstatt ihm konfrontativ zu erklären, dass die Einrichtung schon seit einiger Zeit sein neues Zuhause ist, geht sie einen anderen Weg: „Wo ist ihr Zuhause? Warum müssen sie jetzt dorthin?“, würde sie ihn fragen. Und wahrscheinlich wird Herr Müller darauf Antworten haben. „Ich muss heim, weil meine Frau jetzt mit dem Essen auf mich wartet“, könnte eine Antwort sein.
Die Methode der Validation nimmt demente Menschen ernst und gibt ihren Gedanken und Gefühlen einen Wert. Der Versuch, demente Menschen mit der „Realität“ zu konfrontieren, wäre im Beispiel der Versuch zu erklären, dass Herr Müllers Frau schon lange gestorben ist und er kein anderes Zuhause als die Einrichtung habe. Solche Konfrontationen führen bei den dementen Menschen oft zu Angst, Unruhe, sogar Aggression. „Wenn wir uns auf die Gedanken und Gefühle der dementen Menschen einlassen, verschwinden Angst und Unruhe und oft entwickeln die Betroffenen Einsicht und werden wieder kooperativ“, erklärt Anke Dangl.
Konfrontation dagegen gebe den Betroffenen das Gefühl „falsche“ Gedanken und Gefühle zu haben und dies könne sehr stark das Selbstwertgefühl untergraben. Die Betroffenen fühlten sich dann nichts mehr wert, alt und orientierungslos. Der wertschätzende Umgang miteinander mache sich nicht nur im direkten Umgang mit dementen Menschen bemerkbar. „Wir haben viele andere Bewohner und auch Angehörige, die uns sagen, dass bei uns eine besonders angenehme Atmosphäre und ein gutes Miteinander bestehe“, sagt Anke Dangl. In der Praxis zeige sich, dass im Umgang mit verwirrten Menschen die Validation zu weniger Angst, Unruhe und Aggressivität führe. „Wir brauchen hier eher selten sedierende Medikamente zur Unterstützung“, sagt Dangl. „Es ist faszinierend zu erleben, wie Menschen, die eben noch auf 180 waren und sich aufgeregt haben, sich ganz von selbst beruhigen und wieder zugänglich werden, wenn man auf sie eingeht und ihre Gedanken und Gefühle annimmt“, erklärt Dangl.
Die Methode der Validation hat die US-amerikanische Gerontologin Naomi Feil entwickelt. Sie ist in einem Altenheim aufgewachsen, das ihr Vater geführt hat. Sie hat Sozialpädagogik studiert. Beeinflusst haben sie Ideen der Humanistischen Psychologie, etwa von Carl Rogers, der die Klientenzentrierte Psychotherapie entwickelt hat, sowie Abraham Maslow, der die Bedürfnishierarchie des Menschen erforscht hat, nach der Zugehörigkeit und Wertschätzung von sehr großer Bedeutung sind. Im Caritas-Zentrum Deidesheim haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle eine Schulung in der Methode der Validation mitgemacht. Zusammen mit ihrer Kollegin Beate Eumann-Klein bietet Anke Dangl auch darauf aufbauen-de Weiterbildungen an. Damit können Interessenten die nächsten Ausbildungs-schritte mit Zertifizierung machen: Nach den Grundlagen geht es weiter mit Anwender, Gruppenleiter/in, Presenter (die das Konzept vorstellen können) und Teacher (die das Konzept lehren und weitergeben).
Anke Dangl hat das Konzept entdeckt, als sie in einem Krankenhaus arbeitete und feststellte, dass der Umgang mit dementen Menschen besondere Herausforderungen mit sich bringt – für die es damals noch kaum Konzepte gab. Sie erlernte die Methode der Validation und arbeitete ab 2005 dann zunächst als Honorarkraft im Caritas-Altenzentrum in Deidesheim für die Schulung von Mitarbeitenden. Die Erfolge waren so gut, dass sie ab 2007 als feste Mitarbeiterin des Caritas-Altenzentrums übernommen wurde. Das Altenzentrum wurde 2019 zertifiziert. Die Zertifizierung soll bescheinigen, dass die Methode der Validation in der Einrichtung nach den von Naomi Feil entwickelten Konzepten vermittelt und praktiziert wird. Dies wird alle fünf Jahre überprüft. Jetzt, 2024, wird die Einrichtung re-zertifiziert.
Text und Fotos: Gereon Hoffmann für den Caritasverband für die Diözese Speyer