Caritasverband für die Diözese Speyer
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09. Juli 2022

Von der Suppenküche zur Online-Beratung 

100 Jahre Caritas-Zentrum Kaiserslautern – Festakt im Edith-Stein-Haus 

 

Es hat sich als Helfer in schwierigen Situationen einen Namen gemacht. Nun feierte das Caritas-Zentrum Kaiserslautern, das auch für die Dekanate Donnersberg und Kusel zuständig ist, seinen 100. Geburtstag – und mit ihm eine Schar geladener Gäste beim Festakt am 8. Juli im Edith-Stein-Haus. 

Mitarbeitende, darunter auch einige ehemalige, Wegbegleiter, Kooperationspartner sowie Vertreter aus Kirche und Politik füllten den großen Saal bis kaum noch ein Platz frei war. „Wie schön, wieder in so großer Runde zusammen sein zu können“, freute sich der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Speyer, Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer. „Heute ist ein wichtiger Tag. Wir feiern 100 Jahre Caritas-Zentrum Kaiserslautern. Caritas gibt es, solange es Kirche gibt, allerdings nicht in der organisierten Form, wie sie ein Zentrum bietet.“ Deus caritas est, lehnte sich Hundemer an die Enzyklika von Papst Benedikt XVI. an, in der er die Unersetzlichkeit der Caritas dargestellt habe. „Gott ist Liebe, das geht ganz praktisch und heißt die Zuwendung zu Menschen in Not.“ Caritas bedeute Nächstenliebe. Im christlichen Sinn kenne sie keine Grenzen und sei Auftrag der Kirche. „Caritas meint nicht nur, dem Einzelnen zu helfen, sondern auch gesellschaftliche Missstände zu beheben.“ Dazu brauche es Kooperationspartner, auf ökumenischer, kommunaler, landes- und bundesweiter Ebene. „Das ist eine großartige Aufgabe, die in Kaiserslautern seit 100 Jahren geleistet wird und hoffentlich auch in den nächsten 100 Jahren fortgesetzt werden kann.“ 
Nach einer kurzen Andacht war es an Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums, Karl-Ludwig Hundemer auf der Bühne abzulösen. „Was verbindet uns mit der ursprünglichen Idee der Caritas? Was hat sich von der Fürsorge bis zum heutigen Blended Counceling geändert?“, stellte Schmitt die Fragen in den Raum und lud die Gäste zu einer Zeitreise durch die vergangenen zehn Jahrzehnte ein. Die gestaltete sie mit leichter Hand ebenso informativ wie unterhaltsam, mit musikalischen Intermezzi von Dekanatskantor Maximilian Rajcik am Klavier. 
Drei Etappen der 100 Jahre hielt der Kaiserslauterer Fotograf Thomas Brenner exemplarisch mit der Kamera fest. Dabei stellten sich Mitarbeitende des Caritas-Zentrums mit sichtlicher Begeisterung als Fotomodelle zur Verfügung. Stellvertretend für die 1920er Jahre verwandelten sie den Elmsteiner Bahnhof in eine Suppenküche, die in der damaligen schlechten Zeit den Hunger der Menschen lindern konnte. Schon bald nach der Eröffnung des Caritas-Sekretariats 1922, wie es damals hieß, habe es sich als Anlaufstelle für Ratsuchende herumgesprochen. „Die große Nachfrage ist dem Caritas-Sekretär Kaplan Eisner schnell über den Kopf gewachsen“, erzählte Schmitt, „und so wurde 1929 die erste Fürsorgerin eingestellt. Das Angebot erweiterte sich, neben der Armenfürsorge, um Erholung für Kinder, Arbeitsvermittlung und Trinkerfürsorge. Die Nöte der 1930er betrafen die Caritas unmittelbar, denn die Wohlfahrtsverbände wurden von den Nazis zurückgedrängt, deren Fokus lag auf den gesunden Deutschen.“ 
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der Bahnhofsmission, deren Mitbegründer die Caritas gewesen war, eine wichtige Rolle zugekommen, für zurückkehrende Soldaten, Flüchtlinge und Heimatlose. 
In den 1960ern, als Deutschland wieder aufblühte, kamen Gastarbeiter aus Italien, Kroatien und Portugal. Die damals begonnene muttersprachliche Beratung sei in den 1990ern in die Migrationsberatung für Erwachsene übergegangen. „Auch die 70er Jahre haben Herausforderungen mit sich gebracht. Da ging es um die veränderte Rolle der Frau, antiautoritäre Erziehung, sexuelle Befreiung, die Reform des Paragraphen 218 und nicht zuletzt auch um Drogen.“ Darauf habe das Caritas-Zentrum mit einer Ausweitung des Beratungsangebots reagiert - und tue es noch immer, etwa mit Blick auf die Flüchtlinge 2015/16 und nun aus der Ukraine.
„Außerdem haben wir uns der digitalen Transformation geöffnet, bieten mittlerweile in allen Bereichen Online-Beratung an“, sagte Beate Schmitt und schlug den Bogen zum Blended Counceling, das sie als Bereicherung des Methodenkoffers sieht.
„Und so feiern wir heute, dass die Caritas Antworten auf Nöte sucht und findet, immer im Team und mit Ehrenamtlichen, Kooperationspartnern und Spendern“, schloss die Einrichtungsleiterin ihre kurzweilige Zeitreise.
Grußworte sprach Steffen Kühn, Dekan des katholischen Dekanats Kaiserslautern. Er dankte den Mitarbeitenden des Caritas-Zentrums, dass sie mit ihrem Beruf dem christlichen Gedanken dienen. „Sie geben der Kirche ein Gesicht, für das es sich lohnt zu bleiben“, sagte er auch im Namen des Dekans Markus Horbach vom Dekanat Donnersberg und des Dekans Michael Kapolka vom Dekanat Kusel.
„Caritatives Handeln ist ein Anliegen der Kirchen und wird von anderen geschätzt. Aber christliche Nächstenliebe braucht professionelle Organisation und finanzielle Mittel“, sagte der evangelische Kaiserslauterer Dekan Richard Hackländer. 
Bürgermeisterin Beate Kimmel dankte dem Team des Caritas-Zentrums „für das was Sie täglich vollbringen. Die Caritas ist in vielen Arbeitskreisen vertreten und gibt wichtige Impulse, wie sich Gemeinschaft und ein respektvoller Umgang gestalten lassen.“
Damit ging der offizielle Teil seinem Ende zu, hielt aber noch eine Überraschung bereit. In der altertümlichen Aufmachung einer Reinemachefrau, die seit 100 Jahren die Räumlichkeiten des Caritas-Zentrums in Schuss hält, sorgte Michaela Koch von der Verwaltung für unterhaltsamen Wirbel. Auf Pfälzisch, mit viel Witz und komödiantischem Talent brachte sie den Saal zum Singen und Lachen. Danach ging es zum geselligen Part über, bei Speis‘, Trank und vielen Begegnungen. 

 

Text: Friederike Jung für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Fotos: view
Bildtext: Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums Kaiserslautern führte launig durch 100 Jahre soziale Arbeit in der Stadt.