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26. Mai 2025

“Der Bedarf ist groß, viele Menschen haben keine Krankenversicherung“

Neu im Caritas-Zentrum Kaiserslautern: Clearingstelle Krankenversicherung hilft Menschen ohne Versicherungsschutz

 

Das Caritas-Zentrum Kaiserslautern hat ein neues Angebot etabliert und am 23. Mai offiziell vorgestellt. Es soll helfen, eine Lücke zu schließen, die für Betroffene zu einem großen Problem werden kann. Die eigens geschaffene Clearingstelle Krankenversicherung Rheinland-Pfalz richtet sich an Menschen, die nicht oder nur ungenügend krankenversichert sind. Ziel ist, sie in die Regelversorgung des Gesundheitssystems einzugliedern.

 

 „Die Clearingstelle haben wir bereits im Frühjahr 2024 eröffnet. Nun haben wir auch den Landesförderbescheid für dieses und nächstes Jahr erhalten. Das freut uns und gibt uns Sicherheit in der Planung“, sagt Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums. Zuständig für die Clearingstelle ist Claudia Schoch. „Zu uns kommen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Sie lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: wohnungslose Personen, EU-Bürger und -Bürgerinnen ohne Anspruch auf Sozialleistungen sowie Menschen, die Beitragsschulden haben, weil sie sich zum Beispiel als Selbständige oder im Rentenalter die private Krankenversicherung nicht mehr leisten können“, beschreibt Schoch.  

 

Viele wüssten nicht, welche Rechte sie haben, weil es schwer sei, sich im Dschungel der Gesetze zurechtzufinden, erklärt die Caritas-Mitarbeiterin, die bisher 40 Kunden hatte. „So sind Versicherte mit Zahlungsrückständen nicht automatisch ohne Versicherungsschutz, sondern haben Anspruch auf eine eingeschränkte Versorgung. Kein Fall ist wie der andere. Ich schaue mir jeden genau an, berate die Menschen, kläre sie auf und tue mein Möglichstes, damit sie im Krankheitsfall einen entsprechenden Versicherungsschutz haben.“

 

Das angestrebte Aufnahmeverfahren bei den Krankenversicherungen gehe nicht von heute auf morgen. „Es kann schon mal einige Monate dauern, bis alles geklärt ist. Leider gibt es Kunden, die nicht die Geduld haben oder die Hoffnung aufgeben und zwischenzeitlich abspringen.“ Hin und wieder gebe es auch komplizierte Einzelfälle, die eine Aufnahme in die Krankenversicherung unmöglich machen. Aber das sei die Ausnahme. „Viele, die keine Krankenversicherung haben oder irrtümlicherweise davon ausgehen, scheuen sich, zum Arzt zu gehen. Denn es ist ein schambesetztes Thema.“

 

Das weiß auch Pfarrer Andreas Keller von der Kaiserslauterer Pfarrei Heiliger Martin. „Wir haben 2012 die ,Pflasterstube‘ ins Leben gerufen, eine Initiative in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst. Jeden letzten Samstag im Monat bieten wir neben einer warmen Mahlzeit auch kostenlose medizinische Hilfe durch ehrenamtlich arbeitende Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und viele Helfende an“, beschreibt Pfarrer Keller die Hilfe. „Dabei stellen wir immer wieder fest, dass etliche keine Krankenversicherung haben und deshalb nicht zum Arzt gehen.“ Wer starke akute Schmerzen hat, kann sich darüber hinaus unter einer Notfallnummer auf der Website der Pfarrei melden. Meistens handele es sich um Zahnschmerzen, so der Pfarrer. „Dann kommt jemand von uns mit zum Zahnarzt und begleicht, wenn kein Versicherungsschutz besteht, die Privatrechnung. Außerdem kommen wir auch für Medikamente auf. Deshalb sind wir für jede Spende dankbar. Und freuen uns besonders, dass das Caritas-Zentrum die Clearingstelle Krankenversicherung eingerichtet hat, denn wir ergänzen uns gut.“

 

So lässt es sich Claudia Schoch nicht nehmen, regelmäßig zur „Pflasterstube“ zu kommen. „Ich nutze die Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, unsere Clearingstelle bekannt zu machen und wenn gewünscht, Hilfe anzubieten.“ Weil in den meisten Fällen die Probleme vielschichtig sind, ist es von Vorteil, dass Schoch noch eine halbe Stelle in der Schuldnerberatung bekleidet und zuvor in der Allgemeinen Sozialberatung tätig war.

 

„Da im Caritas-Zentrum etliche Fachbereiche, wie auch die Migrations- und Integrationsberatung und die Suchtberatung, angesiedelt sind, ist die Clearingstelle bei uns bestens untergebracht“, sagt Beate Schmitt. „Zudem sind wir gut mit anderen Institutionen vernetzt. Auch die Sozialdezernentin der Stadt, Anja Pfeiffer, zeigt sich erfreut, dass Kaiserslautern nun über eine Clearingstelle Krankenversicherung verfügt. „Der Bedarf ist groß. Ich hoffe, dass das Angebot bekannt und gut angenommen wird.“
 

INFO:
 

Die Clearingstelle Krankenversicherung Rheinland-Pfalz wurde im September 2019 eingerichtet, mit einer ersten Anlaufstelle in Mainz. 2021/22 wurden im zweiten Förderzeitraum die Standorte Koblenz, Worms und Ludwigshafen eröffnet. 2024 folgte der fünfte Standort in Kaiserslautern, offen für Menschen aus der Stadt und den angrenzenden Landkreisen.

 

Clearingstelle Krankenversicherung Rheinland-Pfalz
c/o Caritas-Zentrum Kaiserslautern
Engelsgasse 1
67657 Kaiserslautern
Telefon: 0631-36120222 oder 0631-36120225
Email: Claudia.Schoch@caritas-speyer.de


Text und Fotos: Friederike Jung

Bildtext:
Foto, aufgenommen im Behandlungsraum der „Pflasterstube“: v. l. Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums KL, Claudia Schoch von der Clearingstelle, Sozialdezernentin Anja Pfeiffer und Pfarrer Andreas Keller.