Caritasverband für die Diözese Speyer
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Sich für Demokratie stark machen, politische Bildung und bürgerschaftliches Engagement fördern – dafür steht der Demokratie-Tag Rheinlandpfalz, der am 26. September zum 19. Mal stattfand.
Doch nicht nur bei der zentralen Veranstaltung in Ingelheim, zu der das rheinland-pfälzische Bündnis „Demokratie gewinnt!“ alljährlich einlädt, wurde er begangen, auch das Caritas-Zentrum Kaiserslautern beteiligte sich erstmals mit einem eigenen Angebot in seinem Quartiersbüro „Slevfisch“. Dort war der Kaiserslauterer Fotograf Thomas Brenner am Nachmittag zu Gast, um im Rahmen seiner großen Plakataktion „Demokratie-Akzeptanz-Vielfalt“ Aufnahmen von Menschen zu machen, die für Demokratie Flagge zeigen wollen.
Noch bevor das Quartiersbüro „Slevfisch“ um 15 Uhr seine Türen öffnet, hat sich der vordere Teil des Raumes in ein Foto-Atelier verwandelt. Kabel laufen kreuz und quer über den Boden. Studioleuchten sorgen für perfektes Licht. Thomas Brenner ist bereit loszulegen. Der erste Kandidat lässt nicht lange auf sich warten. Martin Reischmann ist aus Schopp gekommen, um sich fotografieren zu lassen. Der Fotograf verschwindet hinter seiner Kamera. Die Fotos die er schießt, werden direkt in seinen Laptop übertragen, und Martin Reischmann kann sich zum Schluss aussuchen, welches Foto ihm am besten gefällt.
Alle Plakate von Brenners Projekt folgen einem einheitlichen Aufbau. Sie zeigen die Menschen im Porträt vor einem weißen neutralen Hintergrund, darunter ihr Vorname, Beruf, Funktion oder auch Hobby, ganz oben eine Überschrift, die sich jeder aus einer Liste auswählen kann. Sie umfasst 19 Headlines vom Demokratieverteiger, -pfleger, - verfechter bis hin zur Demokratieliebhaberin, -gestalterin und -aktivistin. Martin Reischmann entscheidet sich für Demokratieschützer, hätte aber auch die Möglichkeit, sich einen persönlichen Begriff auszudenken. „Ich möchte etwas gegen den Untergang der Demokratie tun. Deshalb habe ich auch im Frühjahr an der großen Demonstration in Kaiserslautern teilgenommen. Aber so etwas verpufft leider schnell, die Plakate dagegen sind beständig“, begründet der Kfz-Sachverständige seine Teilnahme an der Aktion. Diese liegt Thomas Brenner sehr am Herzen. „Deutschland und Europa rutschen zunehmend nach rechts ab. Dem möchte ich mit dem Projekt etwas entgegensetzen“, sagt er. 1500 Menschen, die mit ihrem Gesicht ein Zeichen für Demokratie, Akzeptanz und Vielfalt setzen, hat er schon abgelichtet, quer durch Rheinlandpfalz und im Saarland, mit Franken steht er in Verhandlung. Die Plakate sind allgegenwärtig, nicht nur in größeren Städten.
„Gemeinsam mit dem Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrum beteiligen wir uns am Demokratie-Tag Rheinlandpfalz“, sagt Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums Kaiserslautern. Sie lässt sich ebenfalls fotografieren, unter der Headline Demokratieverfechterin. „Wir möchten mit der Aktion das Thema Demokratie ins Quartier hier im Nordwesten von Kaiserslautern tragen und ins öffentliche Bewusstsein rücken.“ Der Stadtteil habe mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Die soziale Not sei teils groß, der Migrantenanteil hoch. „In der Stadt finden zwar etliche Aktionen statt, aber viele aus dieser Gegend finden aus Scheu nicht den Weg dahin. Das Quartiersbüro ist mittlerweile den meisten bekannt und daher die Hemmschwelle, es aufzusuchen sehr niedrig. Deshalb hoffe ich, dass die Resonanz auf die Fotoaktion gut ist, zumal sie ja inzwischen sehr bekannt ist.“ Schon tauchen die nächsten Interessenten auf. Das Ehepaar Irina und Semen Grygoryera. Sie stammen aus Kiew. „Aber wir leben schon 24 Jahre hier, und Demokratie ist uns sehr wichtig.“ Beide wählen sie die Überschrift Demokratieschützer und geben als Hobby Wandern an. Damit alles seine Richtigkeit hat, müssen auch sie die Einwilligung zur Veröffentlichung ihrer Fotos unterschreiben.
Der „Slevfisch“ füllt sich immer mehr, denn der reguläre Betrieb läuft parallel weiter. Die einen sind da, weil sie eine Frage haben oder eine Beratung in einer Angelegenheit brauchen. Andere inspizieren das Regal, in dem es die unterschiedlichsten Dinge zur kostenlosen Mitnahme gibt. Eine Gruppe Frauen ist eingetroffen, um sich das heutige Angebot von Kaffee und Kuchen schmecken zu lassen. Dabei kommen sie auch auf das Thema Demokratie zu sprechen. Es bietet reichlich Gesprächsstoff an diesem Tag – und vielleicht auch darüber hinaus.
Die Fotos zeigen: Beate Schmitt mit Thomas Brenner bei der Unterzeichnung der Einverständniserklärung zur Veröffentlichung ihres Fotos als Plakat und den Fotografen Thomas Brenner bei der Aufnahme des 1. Kandidaten Martin Reischmann.
Text und Fotos: Friederike Jung