Caritasverband für die Diözese Speyer
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27. November 2024

„Die Welt ein Stück besser gemacht“  

Drei Frauen bekommen das goldene Caritas-Ehrenkreuz für ihr ehrenamtliches Engagement - Nardini-Preis für  Ehrenamtsinitiative aus Grünstadt
 

Beim jährlichen Caritas-Tag der Ehrenamtlichen des Bistums Speyer werden besonders engagierte Menschen geehrt und besondere Projekte mit dem Nardini-Preis ausgezeichnet. Dieses Jahr im südpfälzischen Schönau erhielten drei Frauen das goldene Ehrenkreuz und der Nardini-Preis wurde verliehen an eine Initiative, die buchstäblich Leib und Seele zusammenhält.
 

Beim gemeinsamen Gottesdienst zu Beginn des Tages, würdigte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die Bedeutung der Caritasarbeit. Das Engagement sei getragen von der Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben. Diese Haltung wirke über alle Grenzen hinweg verbindend und sei deshalb echte Friedensarbeit. Das Jahresmotto 2024 der Caritas lautet „Frieden beginnt bei mir.“ Gut 400 Ehrenamtliche aus allen Teilen des Bistums Speyer haben sich an diesem Tag getroffen, zu dem der Caritasverband sie eingeladen hatte.
 

Das Caritas-Ehrenkreuz ging an Hedi Bender (74) aus der Pfarrei Heiliger Pirmini-us in Contwig, Anita Laubersheimer (81) aus der Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini in Pirmasens und Schwester Roswitha Schmid (82), Oberin im Schwesternkonvent der Mallersdorfer Schwestern im Nardinihaus in Pirmasens. „Sie drei zeichnet aus, dass sie mit ihrem Engagement in ihrem Umfeld die Welt ein Stück besser gemacht haben und immer noch machen“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Vinzenz du Bellier bei der Verleihung. Gemeinsam sei allen drei auch die ökumenische Zusammenarbeit. 
 

Hedi Bender arbeitet in ihrer Pfarrei in der Katholischen Frauengemeinschaft, mit Senioren, organisiert Ausflüge und mehr. 2018 hat sie eine Ausbildung zur Multiplikatorin für globale Verantwortung gemacht und wurde für dieses Ehrenamt vom Bischof beauftragt. Sie hat eine enge Verbindung zum internationalen katholischen Hilfswerk Missio und organisiert Vorträge über dessen Arbeit. Gäste aus fernen Ländern, wie etwa Burkina Faso, hat sie bei sich zuhause beherbergt. Sie hat gemeinsam mit dem Caritas-Ausschuss der Pfarrei 2021 die Kleiderkammer „Die Schatzkiste“ gegründet. Diese Kleiderkammer steht allen Menschen offen, so dass sich kein Kunde als arm stigmatisiert fühlen muss, der hier einkauft. Hedi Bender sagt über sich selbst, sie habe „einen Hang zur Organisation“. Mit ihrem Engagement bleibe sie geistig fit und verspüre keine Langeweile.
 

Viele Jahre lang kam Anita Laubersheimer jeden Montag nach der Arbeit in die Kleiderkammer der Gemeinde Sankt Elisabeth auf dem Sommerwald in Pirmasens. „Viel Tudde un' Schachtle und Berge vun Klääder“ prägten ihren Einsatz. Anfangs arbeitete sie dort mit weiteren ehrenamtlichen Helferinnen, die jedoch nach und nach ausschieden, bis Anita Laubersheimer zuletzt alleine die Kleiderkammer am Leben hielt. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Mann, der Fahrdienste übernahm, Säcke und Kartons mit Kleidern abholte oder Kunden mit eingeschränkter Mobilität zur Kleiderkammer und zurück brachte. Anfangs kosteten die Kleidungsstücke 50 Pfennige oder eine Mark, später einen Euro. Die Einnahmen gingen an Hilfsprojekte der Pfarrei, in Hospizarbeit oder zur eigenen Pfarrei für Kerzen und Blumen, sowie Knieteppiche der Messdiener. Und man unterstützte die Sanierung des Glockenturms der evangelischen Partnergemeinde. Diese Ökumene war Anita Laubersheimer eine Herzenssache. Nicht nur ist ihr Ehemann evangelisch – nach und nach bekam sie wieder Helferinnen für die Kleiderkammer und alle drei sind evangelisch. Anita Laubersheimer war bekannt und beliebt und sie half Kunden und Kundinnen als „Modeberaterin“ bei der Auswahl ihrer Kleidung. Und diese waren dankbar, wenn sie ihnen ehrlich sagte, was nicht gut passte oder nicht typgerecht wirkte. Wenn Bedürftige im Nardinihaus Kleider brauchten, brachte sie ihnen diese dorthin – viele der Bedürftigen wären von sich aus nicht in die Kleiderkammer gekommen. Privat half sie auch einem Patenkind in Brasilien und einem polnischen Jungen, der an Leukämie erkrankt war. Anita Laubersheimer wünscht sich eine Kirche, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht, die Probleme der Zeit erkennt und auf die Menschen zugeht, um ihnen zu helfen.
 

Schwester Roswitha Schmid ist Oberin der von Paul Josef Nardini gegründeten Mallersdorfer Schwestern im Nardinihaus in Pirmasens. „Ich und Oberin? Das geht schief!“ soll sie reagiert haben, als sie von ihrer Berufung zur Oberin erfuhr. Die Zeit hat das längst widerlegt: Seit 15 Jahren leitet sie das Schwesternkonvent, zu dem heute noch zehn Schwestern gehören. Geboren wurde sie im Altmühltal in Franken als achtes Kind und „Nesthäkchen“ ihrer Eltern. Schon früh war sie von Klosterfrauen beeindruckt. Mit 14 Jahren entschied sie sich, dem Kloster Mallersdorf beizutreten. Sie wurde Handarbeits-, Hauswirtschafts- und Sportlehrerin, später machte sie noch eine Ausbildung zur Gemeindereferentin. Sie arbeitete dann in Maria Rosenberg in einem Mädchenheim, wo ihr ihre eigentliche Berufung klar geworden sei: Für Menschen da sein, ihnen zuhören und sie so annehmen, wie sie sind. In weiteren Stationen arbeitet sie als Haushälterin für einen Pfarrer in Mallersdorf, danach war sie zwölf Jahre Gemeindereferentin in einer Pfarrei der Oberpfalz. In Pirmasens wo sie Oberin wurde, habe die Schwesterntracht ihr einen Vertrauensvorschuss bei den Pirmasensern gegeben. Heute ist sie dort gut bekannt und sehr geschätzt. Auch mit 82 Jahren ist sie immer noch sehr aktiv im Nardinihaus, in der Gemeinde, in der Stadt. Sie sagt über ihr Leben, dass sie den Roten Faden von Gottes Führung sehen könne. Er habe leise, aber beständig in ihrem Leben mitgewirkt. Seine Liebe habe sie erwischt und sie sei froh und dankbar, dass er sie nicht mehr losgelassen habe. 
 

Schwester Roswitha gehört auch zur Jury, die den Nardini-Preis vergibt. Der Nardini-Preis 2024 ging an die Grünstadter Pfarrei Heilige Elisabeth für das 2023 begonnene Projekt „Vesper und Vespern“. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird seit 2010 von einer Jury vergeben. Zu ihr gehören Vertreter der Caritas-Direktion, der Kirchenzeitung „Der Pilger“, des Vorstands des Caritas Forums Ehrenamt und von Gemeindecaritas und Engagement-Förderung des Caritasverbands.
 

Mit dem Preis sollen Gruppen, Initiativen und Projekte geehrt und bekannt ge-macht werden, die im Geiste des seligen Paul Josef Nardini sich engagieren. Nardini lebte von 1821 bis 1862 und wirkte als Pfarrer in Pirmasens wo er sich für allem für Arme, Alte und Kranke engagierte und den Orden der Mallersdorfer Schwestern gründete.
 

„Vesper und Vespern“ findet einmal im Monat statt. Initiatoren sind Bianca Wüst und Rita Beck-Battschinger, angespornt von Pfarrer Martin Tiator. Die Idee entstand, als die Mallersdorfer Schwestern im Frühjahr 2023 Grünstadt verließen und dadurch Andachten und Gebete wegfielen. Die Organisatorinnen laden mit dem Pfarrer monatlich zu einem Wortgottesdienst ein, der die Seele stärkt. Anschließend gibt es ein gemeinsames Mahl, das den Leib stärkt. Das Projekt arbeitet mit der Grünstadter Tafel zusammen. Einige Tafelkunden kommen als Gäste, übrige Speisen werden an die Tafel gespendet, ebenso eingesammelte Spenden. „Das Angebot verbindet in bester Weise Spiritualität und Caritas“, lobte die Jury in der Begründung ihres Urteils. Nach zehn Veranstaltungen habe es schon einen Erlös von 1000 Euro gegeben, berichten die Veranstalter. Das Angebot wird in Grünstadt regelmäßig mit ansprechenden Plakaten bekannt gemacht. Ehrenamtstag und Auszeichnungen sollen auch dazu dienen, Ideen bekannt zu machen, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu stärken im ehrenamtlichen Engagement, sagte Caritasdirektorin Barbara Aßmann.
 

Text und Fotos: Gereon Hoffmann für den Caritasverband für die Diözese Speyer