Caritasverband für die Diözese Speyer
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Erklärung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in der Diözese Speyer
Am 8. Mai 2025 wurde der erste Teil der Aufarbeitungsstudie „Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)“ veröffentlicht, die unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Sylvia Schraut an der Universität Mannheim erarbeitet wird. In der Studie wurde der Fokus auf die Heime im Bistum gerichtet. Im Folgenden möchten wir zu den Vorfällen eine Erklärung abgeben.
Die Leitungen des Jugendwerks St. Josef in Landau-Queichheim, des Nardinihauses in Pirmasens und des Caritas-Förderzentrums Nikolaus von Weis in Landstuhl bitten für die schrecklichen Versäumnisse und Untaten, die in der Vergangenheit geschehen sind, um Verzeihung. Wir bitten um Vergebung bei allen Betroffenen, die in unseren Einrichtungen in der Vergangenheit Unrecht und Leid erfahren haben.
Es wird deutlich, dass Menschen, die den Schutz von Kindern zur wichtigsten Aufgabe hatten nicht nur versagt haben, sondern manche unter ihnen selbst zu Beschuldigten wurden – weil sie Taten verübt, weggeschaut oder vertuscht haben. Es ist tief beschämend und eine schreckliche Wirklichkeit, die nicht ungeschehen gemacht werden kann. Beim Lesen der Studie wird deutlich, dass in der Vergangenheit den Kindern nicht geglaubt wurde. Es wurde nicht wahrgenommen, welch erschütterndes Leid den Kindern und Jugendlichen zugefügt wurde.
Wir nehmen die Studie sehr ernst. Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Die Ergebnisse der Studie helfen uns dabei, genau hinzuschauen, denn sie sind ein wertvoller Schritt auf dem Weg, gründlich aufzuarbeiten. Auf Grundlage der Leitlinien zur Entwicklung einer Gedenkkultur im Bistum Speyer werden wir nun interne Prozesse anstoßen, wie wir mit den Untaten der Vergangenheit umgehen werden. Wir werden auf die Fehler der Vergangenheit aufmerksam machen, die gleichzeitig Mahnung für die Zukunft sind. Wir gestalten Formen des Gedenkens und der Auseinandersetzung mit dem Geschehenen, damit wir hieraus für die Gegenwart und die Zukunft ein präventives Handeln entwickeln.
Seit im Jahr 2010 bundesweit der Fonds Heimerziehung ehemalige Heimkinder dazu aufgerufen hat, sich zu melden, sind die Einrichtungen mit vielen Ehemaligen in Kontakt gekommen und hörten schwerwiegende Erfahrungsberichte. Die Heime sichern im Umgang mit allen Formen von Gewalt und Übergriffigkeit insbesondere sexualisierter Gewalt Transparenz zu. Neben der zeitnahen Bearbeitung der Anträge zur Anerkennung des Leids, wird den Betroffenen die Möglichkeit gegeben, ihre Akten an einem von ihnen gewünschten Ort einzusehen.
Die institutionellen Schutzkonzepte werden auf Grundlage der Ergebnisse der Studie erneut geprüft und angepasst. Wir werden die Kinder und Jugendlichen und die Mitarbeitenden, die in unseren Einrichtungen leben und arbeiten weiterhin verstärkt für die Themen Nähe und Distanz sensibilisieren, damit sie sprachfähig sind und Grenzverletzungen aufzeigen können. Wir wollen noch verstärkter an einer Atmosphäre des Vertrauens arbeiten, damit Kinder und Jugendliche den Mut finden, sich uns anzuvertrauen.
Die Betroffenenorientierung ist für jetzt und die Zukunft unser wichtigstes Anliegen.
Wir wollen gemeinsam mit den Betroffenen lernen, was wir in Zukunft besser machen können. Wir möchten weitere Betroffene einladen sich bei uns zu melden, um in den Austausch zu kommen und hinzuhören, was ihnen widerfahren ist, aber auch was ihnen heute hilft. Wo wir ganz konkret helfen können.
Kirche soll in die Gesellschaft hineinwirken und deshalb werden wir alles dafür tun, dass unsere Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ein sicherer Ort und ein sichernder Ort für alle sind. Heute und in Zukunft!
Beate Czodrowski, Caritas-Förderzentrum Nikolaus von Weis Landstuhl
Renate Gerlich, Nardinihaus Pirmasens
Gabriele Becker, Jugendwerk St. Josef Landau-Queichheim