Caritasverband für die Diözese Speyer
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03. Juni 2022

„Dass ich 100 Jahre alt werde, das hat der Herrgott eben so gewollt“    

Bewohnerin des Caritas-Altenzentrums St. Anton feierte am 17. Mai einen besonderen Geburtstag  

 

Seit dem 17. Mai gehört Berta Dressler zu den 100-Jährigen. Berta Dressler lebt seit einiger Zeit im Caritas-Altenzentrum St. Anton in Pirmasens. Im Gespräch er-zählt sie, dass sie immer versuchte, aus jedem Tag ihres Lebens das Beste her-auszuholen.

„Ich habe mich gefreut, hab das angenommen. Dass ich 100 Jahre alt werde, das hat der Herrgott eben so gewollt“, sagt Berta Dressler. Vor einem Jahrhundert, am 17. Mai 1922, wurde Dressler im Pirmasenser Stadtteil Gersbach geboren, ihr gesamtes Leben lang blieb sie der Schuhstadt treu. 
Als junge Dame begann Dressler ihre Arbeit bei der Deutschen Post, damals auf dem Telefonamt. „Früher hatten die Leute kein Telefon, sie kamen dann zu uns zum Telefonieren“, berichtet Dressler. Mit Blick auf die heutige Zeit, in der jeder ein Handy in der Hosentasche stecken hat, ist das fast unvorstellbar. Mit 18 Jahren trat Dressler den Beruf bei der Post an. „Wann genau das war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, fügt sie hinzu. Bis zu ihrer Hochzeit arbeitete sie auf dem Telefonamt der Post, mit der Eheschließung stand dann die Familiengründung an. Dressler hat drei Kinder.
Besonders prägend war für die Pirmasenserin die Zeit des Zweiten Weltkrieges. „Ich weiß noch, wir mussten bei der Post alle am Arbeitsplatz bleiben. Wir durften nicht in den Keller wenn Alarm war“. Über 60 Luftangriffe suchten die Schuhstadt in den Kriegsjahren 1940 bis 1945 heim, am Ende des Krieges waren zwei Drittel des Stadtgebietes zerstört. Es folgte der Wiederaufbau, den Dressler hautnah miterlebte, sie war damals Mitte 20. Und auch die zweite prägende Phase in Pirmasens im 20. Jahrhundert erlebte die 100-Jährige hautnah mit: den Niedergang der Schuhindustrie.
Und Dressler erlebte, wie sich die Einstellungen, wie Charakterzüge einzelner Generationen sich veränderten. „Früher im Krieg waren wir froh und glücklich, wenn man einen weiteren Tag überlebt hat“, sagt sie. Selbstredend können die Nachkriegsgenerationen dieses Denken laut Dressler nicht nachempfinden. „Die Menschen sind anders geworden. Ich würde nicht sagen schlechter, nur eben anders“, resümiert die Dame. Sie stellt fest, dass die jungen Leute heute einen konsumreicheren Lebensstil führen. „Früher waren die Menschen mit weniger zufrieden. Keiner hatte ein Auto, allerhöchstens ein Fahrrad.“ Heute sei das anders: Statussymbole sind für viele Menschen essenziell. „Die jungen Leute sollten mehr Verständnis haben, nicht nur an sich selbst denken und Hilfe leisten, wenn man weiß, es geht jemandem nicht gut.“ 
„Ich habe immer jeden Tag so gelebt, wie es ging. Jeder Tag ist anders, man muss aber immer das Beste aus ihm herausholen“, gibt Dressler jüngeren Generationen mit auf den Weg. Sie gibt zu, nie ans Altwerden gedacht zu haben. Sie hätte sich auch niemals vorstellen können, eines Tages ihren 100. Geburtstag zu feiern. Eines bewegt Dressler jedoch nach wie vor: „Meine Familie ist mir unheimlich wichtig“, sagt sie. Dressler hat nebst ihren Kindern mehrere Enkel und Urenkel. Von allen hängen Bilder an ihrer Wand. Ihre Kinder feierten selbstredend den mehr als runden Geburtstag zusammen. „Es lebt sich einfach besser, wenn man mit der Familie in Einigkeit ist. Und jeder muss dazu beitragen. Sonst klappt das nicht.“ 

Text und Foto: Paul H. Kreiner für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Bildunterschrift: Berta Dressler hat nicht damit gerechnet, 100 Jahre alt zu werden. Aber natürlich freut sie sich darüber.