Caritasverband für die Diözese Speyer
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26. Juni 2022

“Ich will Menschen in schwierigen Situationen helfen“   

Rosa Gosbee ist die neue Mitarbeiterin des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus in der ambulanten Fachberatung in der „Glockestubb“

 

Sorgen, Fragen, Nöte – Rosa Gosbee hat ein offenes Ohr für die Menschen. Seit Mai ist sie neue Mitarbeiterin des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus Kaiserslautern. Ihr Büro hat sie in der städtischen „Glockestubb“, mit der St. Christophorus seit 2015 eine fruchtbare Kooperation pflegt. Beides sind langjährig bewährte Einrichtungen in der Stadt und kümmern sich um Menschen, die wohnungslos oder von Obdachlosigkeit bedroht, oft arbeitslos und in finanziellen Schwierigkeiten sind. Für sie ist die sozialraum-orientierte ambulante Fachberatung in der Tagesstätte „Glockestubb“ ein zusätzliches Angebot zu anderen Beratungsstellen der Stadt und der Caritas. 
„Ich bin jeden Tag hier in meinem Büro, meine Tür steht allen offen, die alleine nicht weiter wissen“, sagt Rosa Gosbee. Die Anliegen der Menschen, die sie aufsuchen, sind so unterschiedlich wie die Aufgaben der Sozialarbeiterin.  „Die einen haben Miet- oder Energieschulden und Angst, ihre Wohnung zu verlieren. Andere sind be-reits ohne Obdach und auf der verzweifelten Suche nach neuen Räumlichkeiten. Dazu kommt, dass viele Vermieter nicht die Person sehen, sondern nur ihre missli-che Situation. Sie wollen niemanden, der ohne Job ist und Sozialleistungen bezieht oder in einem prekär bezahlten Arbeitsverhältnis steht.“  Den Betroffenen versucht sie zu helfen und eine möglichst schnelle, unbürokratische Lösung zu finden. „Aller-dings ist Wohnraum, den sich meine Kunden leisten können, rar, und ich bin ja kei-ne Maklerin, die Wohnungen in der Hinterhand hat. Aber ich tue, was ich kann, denn hinter jedem Menschen steht ja ein Schicksal“, sagt die 30-Jährige und er-zählt von einer dreifachen Mutter, die nach der Trennung von ihrem Mann für sich und ihre Kinder eine Wohnung sucht. Obwohl sie in Lohn und Brot sei, habe sie noch keine bezahlbare gefunden. 
Darüber hinaus leistet Rosa Gosbee reichlich Aufklärungsarbeit und allgemeine Sozialberatung. „Viele, die Leistungen vom Jobcenter beziehen, wissen nicht, dass sie dort ein Darlehen für die Mietkaution oder noch andere Unterstützung bekommen können. Ich helfe auch bei Anträgen für Behörden oder für die Rentenversicherung, begleite schon mal zu Vorstellungsgesprächen. Und wenn nötig, vermittle ich zu anderen Hilfestellen weiter, etwa zur Sucht- oder Schuldnerberatung. Denn viele drücken die Schulden, das bringt Probleme mit sich, die ihnen irgendwann über den Kopf wachsen.“ Ziel des niedrigschwelligen Beratungsangebots sei es, den Menschen wieder einen festen Wohnsitz zu beschaffen und sie ins gesellschaftliche Leben zu integrieren. „Bis Ende Juni hatte ich 29 Kunden zwischen 26 und 65 Jahren und insgesamt schon knapp 80 Beratungen durchgeführt, einige davon telefonisch.“
Etliche, die sie aufsuchen, sind Kunden der „Glockestubb“, eine Anlaufstelle für Menschen mit schmalem Budget. „Hier bekommen sie Frühstück und Mittagessen für je einen Euro, sie können duschen, ihre Wäsche waschen und sich in der Kleiderkammer mit dem eindecken, was sie gerade brauchen“, erklärt Claudia Lenhardt. Sie ist Leiterin der städtischen Tagesstätte, hat sie 2001 mit aufgebaut und kennt jeden der Besucher. „An manchen Tagen haben wir 25 oder 30 Kunden. Gegen Ende des Monats, wenn das Geld knapp wird, sind es weniger. Während der Corona-Lockdowns sind die Zahlen nach oben geschnellt, da hatten wir 80 bis 100 Frühstücke durchs Fenster herausgegeben und 60 bis 70 Mittagessen, zu der Zeit alles kostenlos.“  Das ambulante Beratungsangebot des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus sieht Lenhardt als wertvolle Ergänzung zur Tagesstätte. „Das hat sich in den vergangenen sieben Jahren gezeigt.“
Noch ist Rosa Gosbee dabei, Kontakte zu anderen Institutionen und Hilfestellen zu knüpfen und sich mit der Stadt vertraut zu machen. Denn vorher war sie in Landau, wo sie 2021 nach Abschluss ihres Studiums der Sozialen Arbeit in Ludwigshafen ei-ne Stelle in der Wohnungslosenhilfe des Caritas-Zentrums angetreten hat. „Allerdings hatte mich eine Hospitation im Caritas-Förderzentrum St. Christophorus schon mal nach Kaiserslautern geführt. Da habe ich auch die „Glockestubb“ kennengelernt. Sie hat mir gleich gefallen, und ich konnte mir auf Anhieb vorstellen, hier zu arbeiten.“  Als sie aus privaten Gründen nach Kaiserslautern umsiedelt, ist das Glück auf ihrer Seite: Die Stelle, die sie nun bekleidet, war frei geworden. „Und ich habe sie bekommen. Das freut mich sehr, denn mir ist es ein Anliegen, den Menschen, die sich in einer schwierigen Situation befinden, zu helfen.“
Unterstützen könnte sie dabei „ein Umdenken in der Gesellschaft, weg von der Stigmatisierung wohnungsloser Menschen. Statt ihnen ohne Unterschied die Schuld an ihrer Situation zuzuweisen, sollten die strukturellen Ursachen in den Blick genommen werden. Das wünsche ich mir.“

Text und Foto: Friederike Jung für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Bildunterschrift: Rosa Gosbee führt bei gutem Wetter Besprechungen und Beratungsgespräche auch schon mal im Hof  der „Glockestubb“.