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10. Oktober 2024

Hospiz macht Schule

 

Vom 09. September bis zum 19. September führte der Ökumenische Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz gemeinsam mit der LAG Hospiz Saar in der Rischbachschule in St. Ingbert das Projekt "Hospiz macht Schule" durch.

 

Sollen Kinder mit dem Thema Tod konfrontiert werden? Ja, meint Ellen Renner, die seit 2008 mit dem Programm in die Schulen geht. Sie selbst ist ehrenamtlich tätig im Paul-Marien-Hospiz. Dort kümmert sie sich um die Bedürfnisse von Sterbenden. Die Arbeit mit den Kindern sei ihr damals angetragen worden, daraufhin habe sie dazu eine Ausbildung durchlaufen. Seither gehen sie und ihre Helferinnen zwölf Mal im Jahr vier Tage lang in Grundschulen. „Es ist halt einfach so, dass die Themen Tod und Sterben noch ein Tabu in unserer Gesellschaft sind“, meint Renner.

 

Kinder im Alter von neun, zehn Jahren entwickelten aber ein Interesse daran und hätten dafür oft keine richtigen Ansprechpartner. In den vier Schultagen tastet sich das Programm langsam an das Thema heran; Hilfsmittel dafür sind unter anderem Basteln, Malen und Filme schauen. Letzte Woche waren Renner und ihr Team in der Rischbachschule zu Gast. Die Klasse 4.1 von Lehrerin Sabine Dillinger durchlief also das Programm „Hospiz macht Schule“. Manche Kinder wie der neunjährige Lasse waren hinterher so begeistert, dass er es auf jeden Fall noch mal machen würde. „Ich fand’s sehr cool, dass wir gebastelt haben und jeden Tag eine neue Farbe dran war. Und dass wir Filme geguckt und darüber geredet haben, wie der Tod ist.“ Er habe gelernt, dass man vor dem Tod keine Angst haben müsse.

 

Die neunjährige Lia hat in ihrem Leben bereits zwei Verluste erleben müssen: Ihre Oma und ihr Hund sind gestorben. Was nimmt sie aus dem Programm mit? „Also man darf trauern und weinen, aber man muss nicht traurig sein, weil der Mensch immer noch bei einem ist. Und dass man ihn im Herzen trägt.“ So ähnlich kam das auch bei der zehnjährigen Charlize an: „Wir haben in einem Film gelernt, dass wenn einer stirbt, er immer noch bei einem ist und vom Himmel auf einen guckt.“ Dillinger gefiel, wie das Thema Tod behutsam an die Klasse herangetragen wurde. „Ich hatte am Anfang das Gefühl, dass die Kinder anfangs noch zögerlich waren, sich dann aber doch geöffnet haben. Es sei ganz normal, dass die Kinder zu Beginn erstmal skeptisch sind, meinte Renner. Am ersten Tag ging es erstmal ums Werden und Vergehen - dazu malten die Kinder einen Schmetterling. „Der entsteht aus der Raupe - so wie wir alle mal Babys waren.“ Später dürfen die Schülerinnen und Schüler Bilder zu ihren Gefühlen anfertigen - und auch zum Thema „Was passiert nach dem Tod?“. „Dabei entstehen Bilder, wie die Kinder sich das vorstellen“, erzählt Renner.

 

Werde sie selbst nach ihrer Auffassung gefragt, sagt sie: „Wir können es nicht wissen, was nach dem Tod passiert.“ Gerade deshalb sei es wichtig, dass die Kinder ihre eigenen Vorstellungen zu Papier bringen. Je nach religiösem Hintergrund seien diese unterschiedlich. „Hier sind auch viele ausländische Kinder, die ein ganz anderes Denken haben, eine ganz andere Kultur und Religion.“ Es sei aber auch interessant für die nicht-ausländischen Kinder, wie das in anderen Religionen abläuft. „Die muslimischen Kinder haben erzählt, wie im Islam Menschen bestattet werden, nämlich in Tüchern.“ Renner und ihr Team aus Sterbebegleiterinnen berichteten auch von ihrer Arbeit aus dem Hospiz. „Wir erzählen den Kindern, was man sterbenden Menschen noch Gutes tun kann: Ihnen zuhören, sie in den Arm nehmen, ihr Lieblingsessen kochen oder einen Ausflug machen.“

 

Die Rückmeldungen auf das Programm seien allgemein sehr positiv: So habe die Lehrerin der Klasse, in der das Team zuvor zugegen war, gesagt, sie habe ihre Kinder mal ganz anders kennengelernt. Der Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft habe sich danach intensiviert. Wer nun als Erwachsener mehr zum Thema Sterben erfahren möchte, dem seien die derzeit stattfindenden Hospiztage im Saarpfalz-Kreis ans Herz gelegt: Das komplette Programm finden Sie auf der Homepage des Hospizvereins Saarpfalz e.V. unter www.hospizvereinsaarpfalz.de

 

BU Hospiz1: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Paul-Marien-Hospiz Ellen Renner (am Tisch rechts) hat an der Rischbachschule das Programm „Hospiz macht Schule“ durchgeführt.
BU Hospiz2: In Zeichnungen konnten die Kinder ihre Gefühle zum Thema Sterben ausdrücken.

 

Für den Artikel: Sebastian Dingler