Caritasverband für die Diözese Speyer
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17. Februar 2023

Sich austauschen, füreinander da sein und einen Kaffee trinken

Das Saarland rückt zusammen

 

Seit Januar ist das „Treff em Gässje“ in Sankt Ingbert um ein Wintercafé erweitert. Das Angebot des Gässje mit Frühstück und Mittagessen richtet sich an Wohnungs-losen und Menschen in finanzieller Not. Das Wintercafé ist hingegen für alle da, die einfach vorbeikommen wollen um Gesellschaft zu haben bei Kaffee und Kuchen. Dies teilt das Caritas-Zentrum Saarpfalz mit. 

„Eröffnet wurde das Wintercafé im Zuge der Winterhilfsaktion des Landes“, sagt Jennifer Leidel vom Caritas-Zentrum Saarpfalz am Standort Sankt Ingbert. „Das Saar-Ministerium für Soziales finanziert das Café im Rahmen der Aktion ,Das Saarland rückt zusammen‘.“ Vorerst solle es bis 31. März offenbleiben, danach werde in Sachen Finanzierung weiter geschaut. Das Café ergänze an vier Tagen in der Woche - Montag und Dienstag sowie Donnerstag und Freitag - den „Treff em Gässje“. „Es gibt kostenlosen Kaffee und Kuchen. Viel wichtiger“, so Leidel, „ist aber, dass die Leute zusammenkommen, miteinander sprechen, über Sorgen, Ängste und Nöte reden und sich austauschen.“ Das „Treff em Gässje“ gibt es bereits seit 25 Jahren. Wohnungslose und Menschen in finanzieller Not könnten hier zum symbolischen Preis von einem Euro ein Frühstück und Mittagessen bekommen, zudem gebe es Duschen, Waschmaschine und Ähnliches, um sich zu versorgen.

„Es sind oft Gäste, die regelmäßig kommen und bei denen man sich Sorgen macht, wenn sie mal für ein paar Tage nicht auftauchen“, schildert Leidel. Pro Tag würden im Gässje zwischen zehn und 15 Mahlzeiten gekocht. „Die Haupt- und Ehrenamtlichen merken, dass zum Monatsende, wenn das Geld der Sozialhilfe nicht mehr ausreicht, der Bedarf und Zulauf wesentlich höher ist.“ Die Lebensmittel des Gässje seien Spenden von Supermärkten, Bäckereien und Ehrenamtlichen. Und sollte das Gässje mal zu viele Lebensmittel haben, dann werden die weitergegeben an die Tafel, an das Foodsharing und ähnliche Organisationen. „So unterstützen wir uns hier in Sankt Ingbert auch gegenseitig“, sagt Leidel. 

Es seien aber vor allem die Gespräche am Tisch zwischen Mittagessen, Kaffee und Kuchen, die das Gässje und das Wintercafé so bedeutsam machen. „Das ist die wirklich schöne Sache hier“, sagt Leidel. „Es sind niedrigschwelligere Gespräche, als in den Beratungsstunden. Die Leute erzählen von sich aus. Und in Sankt Ingbert“, so Leidel, „gibt es durchaus viele Menschen, die auf die Hilfe des Gässje und anderen Einrichtungen angewiesen sind.“ Durch Pandemie und Inflation seien die finanziellen Nöte dabei umso mehr gestiegen. „Es kommen jetzt Leute, die vorher nie zu uns gekommen wären, weil sie etwa ihre Arbeit verloren haben“, erzählt Leidel. „Es gibt aber auch jene, die durch Kontaktverbote soziale Ängste entwickelt haben, sich kaum noch vor die Tür trauen. Auch hier sind Gässje und Wintercafé ein sicherer Ort.“

Einer, der im Gässje bekannt ist wie ein bunter Hund, ist Stefan Esser. „Machst du mir wie immer einen Kaffee?“, fragt er Jennifer Leidel selbstbewusst, die mit Kaffeekanne und -tasse hinter der Theke steht. „Seit dreieinhalb Jahren komme ich hierher“, berichtet Esser. Er erzählt: Früher arbeitete er in einer Glaserei in Rohrbach. Das Schicksal hat es nicht gut mit dem Sankt Ingberter gemeint. Die Firma meldete Insolvenz an, Esser verlor seinen Job, schlug sich daraufhin wenige Jahre noch als Aushilfsmitarbeiter mal hier mal da durch. Letztendlich verlor er seine Wohnung. Dass es Orte wie das Gässje und Wintercafé gibt, ist für den Sankt Ingberter ein Lichtblick. Er kommt regelmäßig. „Es ist alles hier vorhanden. Das ist toll“, sagt er. Und hinzu komme das freundschaftliche Verhältnis zu Mitarbeitern und den anderen Gästen. „Es ist ein familiäres Umfeld“, beschreibt Esser den Treff. 

Insgesamt 24 Ehrenamtliche arbeiten im „Treff em Gässje“. „Manche arbeiten nur einmal im Monat, andere mehrmals pro Woche - je nach Kapazität und Lust“, sagt Leidel.


Text und Fotos: Paul H. Kreiner für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Bildtext: 
Beim Wintercafé immer mit Herzblut bei der Sache: (v.l.) Elvira Stergel, Jennifer Leidel, Hans Pauly, Helena Nikolai und Jutta Schmitt.
Stammgast im „Treff em Gässje“ und Wintercafé: Stefan Esser