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23. Oktober 2024

Lachen ist die beste Medizin: Das Homburger Frauenkabarett bei den 11. Saarpfalz-Hospiztagen

 

Kaum jemand setzt sich gerne mit Krankheiten oder dem Sterben auseinander. Deshalb hat der Ökumenische Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz den Spieß umgedreht und seine Arbeit bei den 11. Hospiztagen im Saarpfalz-Kreis auf andere Weise der Öffentlichkeit zugetragen.

 

Getreu dem Motto: Ernste Themen bringt man am besten mit einer gewissen Leichtigkeit zu den Menschen. Von dieser Leichtigkeit hat das Homburger Frauenkabarett seine rund 650 Besucher in der St. Ingberter Stadthalle zuhauf beschenkt – und obendrein mit ganz viel Lachmuskelkater. Ihr Best-of-Programm „Treffer in der Nachspielzeit“ bündelt ihre Programme aus 20 Jahren.

 

Im Lauf des Abends wird man noch des Öfteren an die Worte von Andreas Heinz denken. Der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz sagte eingangs: „Wir haben uns viel mit Trauer, Schmerz und dem Lebensende beschäftigt. Aber heute Abend geht es um den Humor. Der stärkt, erläuterte er, das Immunsystem: "Kurz gesagt: Lachen ist die beste Medizin".

Da freuen sich zwei Zuhörerinnen, die sich lachend zuraunen: „Sehr gut, lachen tun wir doch viel!“ Lachen werden die 650 Frauen – „einige Männer sind auch dabei“, wie Andreas Heinz eingangs erfreut erwähnte – noch oft. Denn Gisela Walter, Silke Müller, Heidi Hennen, Birgit Schöndorf und Ursula Pfeiffer-Anslinger verstehen es, vermeintlich normale Alltagssituationen in witzige und skurrile Verpackungen zu bannen.

 

Ihre Themen sind jedem bekannt – auch den Männern. Das „Wabbel“-Lied ist ein Liebeslied für den Speck. Oder, wie es die Kabarettistinnen nennen: für den „erhöhten Anteil an Unterhautfettgewebe“. „Wenn wir zusammen in die Badewanne steigen, brauch ich nur ein Drittel der Füllmenge. Wenn ich hetze, bist du mein Endschleuniger. Du wirst dafür sorgen, dass ich kein längerer Pflegefall werde“, heißt es im Lied. Als der Wabbel das gehört hat, „ist er vor Rührung geschmolzen“. Und die Besitzerin hat ihn danach schmerzlich vermisst.

 

Vermissen muss man in ihrem Best-of-Programm gar nichts. Denn ihr Repertoire reicht von A-cappella-Liedern, Sketchen, herrlichen Parodien bis hin zu flotten Songs, die vor Ironie oder Witz nur so strotzen. Immer dabei: stilechte Kostüme und die passende Mimik. So stehen plötzlich zwei greise Frauen auf der Bühne. Auch wenn bei Frau Schnabbel und Frau Briefbott schon so manches ausgesetzt haben mag – gehässig und vorwitzig sind sie wie eh und je. Sie unterhalten sich über toxische Männlichkeit und botoxische Weiblichkeit. Die Schönheit, stellt Frau Schnabbel fest, kommt aber von innen. „Da kannst du aussehen, wie ein Haufen gefrorener Batsch“, sagt sie. Die eine kommt gerade vom Friedhof – in knallgelbem Kostüm. Aber: „Ich hab’ schwarze Unterwäsche an!“

 

Aus all der guten Laune, die die fünf Frauen auf der Bühne verbreiten, schält sich die Kernbotschaft des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes Saarpfalz heraus: „Das Leben ist wertvoll – bis zum letzten Augenblick.“ Deshalb hat sich die Organisation zur Aufgabe gemacht, schwerkranke und sterbende Menschen nicht allein zu lassen. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden möchten die Angehörigen entlasten. Das wichtigste Geschenk, das sie den Betroffenen machen, ist Zeit. Denn die Mitarbeitenden kommen dahin, wo immer sie gebraucht werden – nach Hause in die vertraute Umgebung, in Pflegeeinrichtungen, oder direkt ins Krankenhaus vor Ort. Dort nehmen sie sich die so wichtige Zeit, hören zu und sind den schwer kranken Menschen eine Hilfe. Denn manchmal ist es nur ein Händedruck, nur das Wissen, dass jemand einem zuhört, nur ein warmes Wort, das ein Leben um so vieles leichter und erträglicher machen kann.

 

Erträglich sind für das Frauenkabarett beileibe nicht ihre Mitbewohnerinnen im Seniorenheim. Denn um sie herum ist „nur Trockenheit“, denn kein Mann ist weit und breit. Drum singen sie wild drauf los – und sind sich dabei nicht immer einer Meinung beim Text. Die eine findet den anspielungsreichen Keine-Männer-Text zu niveaulos, die andere kann vom Gegengeschlecht nicht genug bekommen. Auf den neuen Pfleger hat sie es abgesehen, da geht der Puls hoch. Oder anders gesagt: „Den würde ich auch nicht von der Bettpfanne stoßen!“

 

Die fünf Frauen nehmen den Klimaschutz in Form eines Professors, der all die wichtigen Fakten in seinem Vortrag immerzu wegpiept, aufs Korn. Er kommt ja schließlich auch vom „Institut für Wissenschaft, Verschleierung und Forschung“. Die Gier von skrupellosen Unternehmensbossen wird flugs in einem Lied verpackt. Dazu haben sich die Kabarettistinnen fünf Tüten von Discountern wie eine Schürze übergezogen. „Lügen haben lange Beine, Wahrheit ist für arme Schweine“, singen sie.

 

Der Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz hat mit dem Frauenkabarett ein Licht in all der Dunkelheit leuchten lassen, die kranke Menschen jeden Tag ertragen müssen. Aber jeden Tag versucht das Team sein Bestes für diese Menschen zu geben. Das haben auch die Homburger Frauenkabarettistinnen für ihr Publikum getan.

 

Wer an der Hospizarbeit interessiert ist, kann sich jetzt schon den Termin für den Informationsabend zum nächsten Qualifizierungskurs für ehrenamtliche Hospizmitarbeiter und Mitarbeiterinnen vormerken. Er findet am 14. Januar 2025 um 19 Uhr in der Begegnungsstätte des Caritas-Zentrums in St. Ingbert, Kaiserstraße 63 statt. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 06841-97 286 13 oder unter ahpb-saarpfalz@caritas-speyer.de.

 

Foto 1 (Lied der Gier): Mit Discounter-Tüten behangen schmettert das Homburger Frauenkabarett ein Lied über Billigfleisch, überteuerte Discounter, und gewissenlose Konzernchefs. 

Foto 2 (Frauenkabarett als Seniorenheimbewohner): Auch als greise, aber immer noch männerliebende Damen bringen die Kabarettistinnen zum Lachen.

Foto 3 (Andreas Heinz Eröffnung): Andreas Heinz, der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz, sagte eingangs: "Wir haben uns viel mit Trauer, Schmerz und dem Lebensende beschäftigt. Aber heute Abend geht es um den Humor." Getreu dem Motto: Lachen ist die beste Medizin“.

 

Text und Bilder: Patrick Göbel