Caritasverband für die Diözese Speyer
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Streichquartett des SWR Symphonieorchesters verzaubert die Bewohner des Caritas Altenzentrum St. Elisabeth mit Musik aus mehreren Jahrhunderten
Fleißige Helfer haben die Cafeteria des Altenzentrums in einen kleinen Konzertsaal verwandelt. Dort sitzen die Bewohnerinnen und Bewohner nun und warten auf die Musiker. „Aha, ein Streichorchester“, stellt ein Bewohner erfreut fest, als die vier Musiker Platz nehmen. Genauer gesagt ein Streichquartett des SWR Symphonieorchesters, das im Oktober im Rahmen des Projektes „Classic mobil“ zwei Tage durch den Landkreis Germersheim getourt ist und neben den Senioren auch Kindergärten besucht hat.
Rund 150 Musikerinnen und Musiker spielen im SWR Symphonieorchester, erfahren die Zuhörer von Wolfram Lamparter, dem Organisator dieses Projektes. „Da viele nicht mehr zu unseren großen Konzerten kommen können, kommen wir mit dem Streichquartett zu Ihnen, um Ihnen eine Freude zu machen“, erklärt Lamparter den Seniorinnen und Senioren. Das ist den Musikern gelungen, wie die nächsten 45 Minuten eindrücklich zeigen. Stefan Knote und Dorothea Jügelt (Geige), Mitsuko Nakan (Bratsche) und Fionn Bockemühl (Cello) verstehen es, ihr Publikum zu verzaubern, während Lamparter auf die einzelnen Musikstücke einstimmt, Instrumente erklärt und die Musiker vorstellt. „Jetzt bekommen sie etwas zum Träumen. Stellen sie sich vor, draußen klopfen die Regentropfen an die Scheiben, innen knistert das Holzfeuer“, so kündigt er Vivaldis „Winter“ an.
Nicht nur die Musik, auch ein Blick ins Publikum wärmt die Seele: Die Bewohner lauschen, manche andächtig mit geschlossenen Augen, einige lächeln und wippen mit Händen und Füßen sanft mit, andere beobachten die Musiker ganz fasziniert. Nach jedem Stück bekommen die Musiker Applaus, der spürbar von Herzen kommt.
„Jetzt kommt eine Melodie, die kennt jeder, was könnte das sein?“ fragt Lamparter. Nein, nicht „Horch was kommt von draußen rein“, beantwortet er einen Zuruf aus dem Publikum. Jetzt kommt ein Stück von Haydn, das später die deutsche Nationalhymne wurde. Nun bekommen die Musiker Unterstützung von den Zuhörern, die leise, aber textsicher mitsingen.
Das Programm ist extra auf das ältere Publikum zugeschnitten. Es folgen ein Menuett von Boccherini, bekannt aus dem Film Ladykillers, „Air“ von Bach und zum Abschluss wird es, wie Lamparter ankündigt, noch mal lustig. Beim Radetzky-Marsch klatschen fast alle mit und am Ende erklingen Bravo-Rufe.
„Es war ein Traum“, stellt Einrichtungsleiterin Kim Smetan nach dem Konzert fest. Die Auswahl der Lieder sei gut auf das Publikum abgestimmt gewesen. Was sie aber ganz besonders berührt hat, war die ergreifende Stille bei den Bewohnern beim Musik hören. „Da sind mir fast die Tränen gekommen“, gibt sie zu. Bei einigen Bewohnern weckte das Konzert besondere Erinnerungen, erzählt Kirstin Fischer, Leiterin des Sozialdienstes. „Eine Bewohnerin hat mir erzählt, dass sie früher ein Abonnement fürs Ballett hatte. Andere haben regelmäßig Konzerte besucht.“
„Wir machen das gerne, für uns ist es ein wichtiges Projekt“ erklärt Lamparter nach dem Konzert und versichert: „Wir kriegen viel zurück.“ Der direkte Kontakt der Musiker zu den Zuhörern sei eine sehr wertvolle Erfahrung.
Neu ist die Erkenntnis, dass Musik der Schlüssel zum Herz ist, und auch Menschen erreicht, die an Demenz erkrankt sind, für das Team von St. Elisabeth nicht. Immer wieder sind daher Musiker zu Gast bei den Senioren und geben kleine Konzerte, im Sommer gerne auch im Garten.
Doch die Bewohner sind auch selbst aktiv. Der Elisabeth-Chor probt gerne und tritt bei hausinternen Festen auf. So sei es für die Sängerinnen und Sänger undenkbar gewesen, die donnerstags stattfindende Chorprobe wegen des Konzertes des Streichquartetts ausfallen zu lassen, erzählt Kirstin Fischer. Nachdem die Musiker ihre Instrumente eingepackt hatten, ging es daher schnell weiter zur Chorprobe.
Text und Fotos: Dr. Christine Kraus für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Bildunterschrift: Die Senioren im Caritas-Altenzentrum bekamen ein Konzert zu hören, dass speziell für sie zusammengestellt worden ist.