Caritasverband für die Diözese Speyer
Nikolaus-von-Weis-Straße 6
67346 Speyer

Telefon: 06232 / 209-0
info@caritas-speyer.de

03. April 2025

„Zeit für Veränderungen“

Susann Weis ist die Nachfolgerin von Ulrich Thul in der Caritas-Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Für Menschen mit psychischen oder seelischen Erkrankungen kann eine Tagesstätte wichtige Unterstützung bieten. Im Caritas Förderzentrum Sankt Johannes in Ludwigshafen hat Tagesstätten-Leiter Ulrich Thul dieses Förderangebot mit gegründet. Jetzt geht er in Ruhestand. „Ich trete in große Fußstapfen“, sagt seine Nachfolgerin Susanne Weis.
 

Viele bunte Gemälde zieren die Wand vor dem Büro der Tagesstätten-Leitung. Im Aufenthaltsraum und auf den Fluren hängen weitere Bilder. Der Blick fällt auf hölzerne Druckstöcke, filigran geschnitzte Kunstwerke. „Wir haben mit unseren Besuchern Holzschnitte und -drucke gefertigt, das ist sehr schön geworden“, sagt Ulrich Thul. Als Leiter der Tagesstätte hat er seine Leidenschaft für Kunst und kreative Gestaltung verbunden mit seinem Engagement für Menschen mit Behinderungen. Die Besucher der Tagesstätte kommen teils von außerhalb, teils von verschiedenen Wohnformen, die das Caritas Förderzentrum St. Johannes und Sankt Michael in Ludwigshafen anbietet.
 

„Unser Ziel ist eine ganzheitliche Begleitung unserer Besucher und die Förderung von geistiger und körperlicher Mobilität“, sagt Thul. Seine Nachfolgerin, Susanne Weis, teilt diese Ziele und will die Tagesstätte in diesem Sinne weiterführen. Zum Angebot der Caritas-Tagesstätte gehört ein Atelier für Malerei und bildende Künste, eine Tüftlerwerkstatt, ein Atelier für Holzarbeiten und eine Küche. Auch Angebote für draußen gibt es: Landschaftsgärtnerei und Gartenbau gehört ebenso dazu wie Reiten und Schwimmen. Es gibt die Musikgruppe „Die Losgelösten“, wo Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam Lieder spielen und eigene Songs entwickeln. 


Von Fachkräften des Förderzentrums gibt es auch therapeutische Angebote, wie etwa Ergotherapie. Gesprächskreise und auch individuelle Gespräche gehören selbstverständlich dazu. Ulrich Thul wurde 1959 in Schweich bei Trier geboren. Er studierte Sozialarbeit an der Evangelischen Fachhochschule in Ludwigshafen und arbeitete nach seinem Diplom-Abschluss zunächst im Strafvollzug. 1984 begann er die Arbeit im Ludwigshafener Caritas-Förderzentrum St. Johannes, parallel dazu machte er sein Diplom in Sozialpädagogik.
 

Als Jugendlicher war er in der katholischen jungen Gemeinde engagiert und hat dort schon Gruppen geleitet. „Ich wusste schon immer, dass ich gerne mit Menschen arbeiten möchte“, sagt er. Dabei habe er auch ein Kunststudium erwogen. „Ich habe mich für Sozialarbeit entschieden und beschlossen die Kunst 'nebenher' aber durchaus ernsthaft weiter zu betreiben“, erklärt er. 1984 wurde er dann Wohnbereichsleiter. Die Idee einer Tagesstätte entstand bald darauf und Thul arbeitete mit in der konzeptuellen Planung. Von ihm stammte die Idee eines Ateliers. 1994 eröffnete die Tagesstätte und Thul wurde 2004 der Bereichsleiter der Tagesstätte.
 

Ein besonderer Vorteil sei die Lage in Ludwigshafen: In unmittelbarer Nachbarschaft liegen das Wilhelm Hack-Museum und dessen Garten, das Pfalzbau-Theater und die Staatsphilharmonie. Mit allen drei Institutionen gibt es eine Zusammenarbeit. Besucher der Tagesstätte können mit Profis aus Musik, Theater und Kunst spannende Darbietungen erleben oder selbst ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln. 
 

Susanne Weis wurde 1965 in Landau geboren und kommt ursprünglich aus einem ganz anderen Berufsbereich: Sie studierte Geografie und machte ihr Diplom. Doch sie hat sich schon früh für Menschen engagiert und angepackt: Als Schülerin half sie in einem Altenzentrum, später arbeitete sie dort auf der Pflegestation mit. Nachdem sie eigene Kinder hatte, interessierte sie sich stärker für die Arbeit mit Menschen und überlegte, sich auch beruflich in dem Bereich Soziales weiter zu entwickeln. 2015 wurde sie Schulassistentin für Kinder mit Behinderung. Sie begleitete ab 2015 einen autistischen Jungen. Das war auch der Beginn der Zusammenarbeit mit dem Landauer Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus. 
 

Sie studierte Soziale Arbeit in Mannheim und arbeitete gleichzeitig als Begleiterin von Reha-Maßnahmen. 2021 bekam sie das Angebot des Förderzentrums St. Laurentius und Paulus, im Fachdienst für Inklusionsbegleitung als Gruppenleiterin zu arbeiten. So wurde sie zuständig für 25 KiTa- und Schulbegleiter. Sie koordinierte und leitete die Begleitungen und war auch für die Personalentwicklung zuständig. Die frei werdende Stelle der Caritas-Tagesstätte in Ludwigshafen interessierte sie. Sie sah, dass viele der Tagesstätten-Besucher aus dem Haus oder der Nachbarschaft kommen und dass sie zu den Besuchern mehr direkten Kontakt haben wird. Auch fand sie die Arbeit mit Erwachsenen interessant.
 

Die Tagesstätten-Besucher sind zwischen 18 und 70 Jahre alt. Nach ihrem ersten Eindruck sei hier schon vieles vorhanden, auf dem sie weiter aufbauen wolle. „Ulrich Thul hat hier ein tolles Netzwerk aufgebaut und im Haus gibt es ein gutes Mitarbeiterteam.“ „Das beste Team der Welt!“, bestätigt Thul. Besonders gut findet die neue Leiterin den Umgang miteinander: Die Besucher werden wertschätzend angenommen und auch im Mitarbeiterteam sei das Klima untereinander wertschätzend und kollegial. Auf die Frage, ob sie schon neue Ideen mitgebracht habe, antwortet Weis zurückhaltend. „Ich muss hier noch so viel kennenlernen und mich einfinden, dafür will ich mir Zeit nehmen“, sagt sie. Aber grundsätzlich seien Entwicklungen und Veränderungen langfristig sicher sinnvoll, denn schließlich änderten sich auch die Gesellschaft und die Menschen. Das bestätigt auch Thul aus seiner langen Erfahrung: „Wir müssen sensibel sein für die Bedürfnisse unserer Besucher und uns auf verändernde Anforderungen an unser Team einstellen.“ Thul will jetzt seinen Ruhestand genießen: „Ich habe mehr Zeit für mein eigenes Atelier und werde auch wieder Klavier spielen. Aber vor allem habe ich mehr Zeit für meine Frau und werde mit ihr gemeinsam Reisen unternehmen.“


Text und Fotos: Gereon Hoffmann für den Caritasverband für die Diözese Speyer