Caritasverband für die Diözese Speyer
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14. Juli 2023

“Starke Mitarbeitende und starke Führungskräfte“

50 Jahre Arbeit mit Menschen mit Behinderung – Anfang mit 32 Kindern, heute 800 Mitarbeitende und 630 Kunden 


Seit 50 Jahren gibt es den Standort Herxheim des Südpfälzer Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und St. Paulus. Das nahm die Einrichtung zum An-lass, am Donnerstag, 13. Juli, viele Gäste zur Feier mit anschließendem Empfang in die Schule mit Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung einzuladen. Hier wurde an die Arbeit der Einrichtung in den vergangenen fünf Jahrzehnten erinnert. Diese Arbeit wurde von einer Reihe prominenter Redner in Grußworten gewürdigt und mit Lob und Dank an die engagierten Mitarbeitenden bedacht. Hohe Anerkennung und tosenden Applaus gab es von den Festgästen aber auch für die Schülerinnen und Schüler, die mit musischen Einlagen das Programm auflockerten. 
 

Die eindrucksvolle musikalisch-kreative Arbeit der Förderschule demonstrierten die Vorführungen: der „Regenbogentanz“ und der Hip-Hop-Titel „Jungs gegen Mädchen, Mädchen gegen Jungs“ der Klassen O3 und O4, die Beiträge „Die kleine Raupe Nimmersatt“ und „Vom Anfang bis zum Ende“ mit Mitwirkenden aus den Klassen M1, U3 und U4 und das mitreißende Stück „Pompeji“ der Werkstufenklasse W1, getrommelt auf Bucket Drums - also Maurereimern. Sie ernteten jeweils wahre Beifallsstürme. Diese Arbeit ist einer der langjährigen Schwerpunkte, wie die Anwesenden von Schulleiterin Birgit von Borstel erfuhren. Mit musikalischen Einsätzen sowie auch Kunstausstellungen in Herxheim und Umgebung habe die Schule - schon lange bevor das Wort „Inklusion“ in der Gesellschaft Bedeutung bekam - diese Inklusion gelebt.

Den Gästekreis der Feierstunde begrüßte der Caritasvorsitzende Vinzenz du Bellier, darunter den Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart, den Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, Dietmar Seefeldt - dem er bei dieser Gelegenheit zum 53. Geburtstag gratulierte - sowie weitere Vertreter aus Politik, zu denen auch die Kreisbeigeordneten Christoph Buttweiler (Germersheim) und Georg Kern (Südliche Weinstraße) gehörten. „Die Schule am Standort Herxheim hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu einer fachlich besonders versierten Einrichtung entwickelt, die ihren Schülerinnen und Schülern eine gute Chance gibt, ihre Schullaufbahn in der Kombination mit der Möglichkeit des Wohnens zu durchlaufen und positiv abzuschließen“, sagte du Bellier. „Und wir sind gerade im Moment dabei, nach 50 Jahren nun die nächsten 50 Jahre zu denken.“ Dabei spielte er auf den geplanten Neubau der Schule an, um dessen Realisierung in der notwendigen Größe lange gerungen wurde. Er dankte allen, die dazu beigetragen haben, das Projekt zu er-möglichen. Zum Abschluss sprach er den Mitarbeitenden in der Schule und dem angeschlossenen Wohnbereich Anerkennung aus: „Die Einrichtung ist stark, weil sie starke Mitarbeitende und starke Führungskräfte hat.“ Bevor er das Wort an Schulleiterin Birgit von Borstel weitergab, überreichte er ihr einen Blumenstrauß anlässlich ihres 25-jährigen Dienstjubiläums.

Von Borstel gab einen Überblick über die Geschichte der Einrichtung: Eröffnet wurde sie am 9. Januar 1973 als Heim- und Sonderschule St. Laurentius. Der Leiter war bis 2005 Fritz Stamer. „Er hat die Schule durch die Kindertage und Jugend getragen, die Vision begründet“, so von Borstel. Auf Stamer folgte bis 2009 Lucia Pahle als Leiterin, der 2009 Marianne Bauer folgte, bis sie das Amt 2021 an Birgit von Borstel weitergab. Begonnen hatte der Schulbetrieb 1973 mit 32 Kindern, 1977 waren es schon 136 Schülerinnen und Schüler. 1986 wurde aufgrund der steigen-den Schülerzahlen bereits ein Erweiterungsbau eingeweiht. „Obwohl wir uns, bezogen auf den Lebenszyklus einer Einrichtung, bereits im Erwachsenenalter befinden, dürfen wir auch heute wieder und immer noch neue Beziehungen leben und neue Visionen entwickeln“, beschrieb sie den aktuellen Stand. Und stellte fest: „Dies gelingt nur dann, wenn es Menschen gibt, die gemeinsam für eine Sache, eine Einrichtung brennen.“ Das bescheinigte sie ihren 60 Kolleginnen und Kollegen, „die als multiprofessionelles Team täglich aufs Neue im Einsatz sind. Dank ihnen gibt es uns bereits 50 Jahre - und dank ihnen blicken wir in eine spannende Zukunft“.


Das Lob bestätigte auch der Leiter der Gesamteinrichtung, Martin Schuberth. Er ließ zunächst in einigen Erinnerungen an Geschehnisse in der Welt, an Schlaghosen und lange Haare das Zeit-Kolorit der 1970er-Jahre wiedererstehen, als Bischof Dr. Friedrich Wetter „die Sonderschule mit Internat oder das Heim mit Sonderschule - die Reihenfolge ist bis heute nicht ganz geklärt“ eröffnete. 10,6 Millionen Mark wurden damals investiert. Die Einrichtung habe damals aus vier Bereichen bestanden: der Sonderschule, dem Heim, einer „Station für praktisch Bildbare“ und einem Förderkindergarten. 1990 sei die erste Außenwohngruppe entstanden - in der Unteren Hauptstraße 97. Die Abkürzung der Adresse „UH97“ war später auch der Name einer Rockband, die hier ihr Zuhause hatte. 1983 wurde der Erweiterungsbau begonnen. Ein Brand 1996 in Haus 3 forderte zwölf Verletzte, und gegen Ende der Modernisierung gab’s 1997 den Neubau des „Kaffee Kunterbunt“ - Begegnungszentrum und Disco.


Als weiteren Höhepunkt der Schule neben der Musik und vielen Sporterfolgen hob Schuberth die Theatergruppe „Mutabor“ hervor, die in diesem Jahr mit dem Stück „Vom Fischer und seiner Frau“ nach Auftritten beim Chawwerusch-Theater auch auf Schulbühnen in der Region zu sehen ist. Und er bilanzierte: „Es wurden bisher zirka 1.800 Bewohner in der Einrichtung betreut. Derzeit arbeiten rund 210 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gemeinsam in Heim und Förderschule.“  2010 wurde das Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und St. Paulus durch Fusion der Landauer und der Herxheimer Einrichtungen gebildet. Aktuell zähle die Gesamteinrichtung knapp 800 Mitarbeitende und 630 Kundinnen und Kunden. 


Schuberth ließ aber auch einen Brennpunkt in der Arbeit mit sehr großen Herausforderungen nicht unerwähnt: „Das Thema Intensivpädagogik, stark herausfordern-des Verhalten“. Für junge Menschen im Alter von über 18 Jahren mit intensivpädagogischem Betreuungsbedarf seien eigentlich Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen nicht mehr zuständig, Wohnplätze aber schwer zu finden. „Das Thema wird für beide Bereiche, also Schule und Heim - heute ,besondere Wohnform‘ genannt -, immer existenzieller“. Im Zusammenhang mit den sogenannten Doppeldiagnosen und dem Intensivpädagogischen Betreuungsbedarf sei eine sehr enge Kooperation und Vernetzung mit dem Pfalzinstitut der Kinder- und Jugendpsychiatrie Klingenmünster organisiert und umgesetzt worden, die bis heute sehr gut verankert sei. „Unsere Mitarbeiter erfahren regelmäßig Fort- und Weiterbildung in den Bereichen Unterstützte Kommunikation und Deeskalationstraining.“
Auch der Einrichtungsleiter hatte Blumensträuße mitgebracht, die er als Dank an Schulleiterin Birgit von Borstel, Konrektorin Claudia Jung und an Lukas Allmendinger, Bereichsleiter des Kinder- und Jugendwohnens, stellvertretend für gesamte Herxheimer Kollegium überreichte.
 

Ihre Verbundenheit mit der Einrichtung und ihre Wertschätzung der Arbeit, die hier geleistet werde, unterstrichen auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart sowie der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer. Schweitzer hatte persönlich nicht anwesend sein können, aber eine Video-Grußbotschaft geschickt, die im Saal eingespielt wurde.
Den geistlichen Abschluss der Veranstaltung übernahm der Herxheimer Pfarrer Arno Vogt. 
Nach dem offiziellen Ende der Feierstunde überreichten Landrat Seefeldt und Kreisbeigeordneter Kern noch ein „Geburtstagsgeschenk“ an den Caritasvorsitzen-den und die Schulleiterin: einen Scheck in Höhe von 500 Euro für die Arbeit der Einrichtung von der Sparkassenstiftung Südliche Weinstraße. 

 

Text und Fotos: Henning Wiechers für den Caritasverband für die Diözese Speyer
Bildtexte: 
Nr. 1: Das Plenum der Jubiläumsgäste. In der 1. Reihe unter anderem Schulleiterin Birgit von Borstel, (links), Caritas-Direktor Vinzenz du Bellier (3. v. links), Landrat des Kreises Südliche Weinstraße Dietmar Seefeldt, MDB Dr. Thomas Gebhart und Kreisbeigeordneter Georg Kern. (weitere von links).

Nr. 2: Der Regenbogentanz der Klassen O3 und O4.

Nr. 3: Caritasvorsitzender Vinzenz du Bellier begrüßt die Gäste und...
Nr. 4 : ...überreicht Schulleiterin Birgit von Borstel einen Blumenstrauß zum 25-jährigen Dienstjubiläum.

Nr. 5, 6 und 8: Gesamt-Einrichtungsleiter Martin Schuberth, MDB Dr. Thomas Gebhart und - digital -Sozialminister Alexander Schweitzer sagen mit ihren Grußworten Dank für die Arbeit der Einrichtung.

Nr. 10: Pfarrer Arno Vogt bringt einen geistlichen Impuls in die Festveranstaltung.

Nr. 7,9,11 und 12: Die Klassen M1, U3, U4 und W1 lockern die Veranstaltung mit vom Publikum bejubelten Musik- und Tanzbeiträgen auf.

Nr. 13: Am Rande der Veranstaltung gibt es auch ein Geburtstagsgeschenk für die Einrichtung: Einen Scheck über 500 Euro überreichen Landrat Dietmar Seefeldt und Kreisbeigeordneter Georg Kern an Schulleiterin Birgit von Borstel und den Caritas-vorsitzenden Vinzenz du Bellier.