Caritasverband für die Diözese Speyer
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Meditationsübungen mit Ton-Vinh Trinh-Do vom Caritas-Förderzentrum St. Johannes & St. Michael
„Thien-Dia“ - „Himmel und Erde“ - heißt die Atem- und Bewegungsmeditation, die Ton-Vinh Trinh-Do zweimal pro Jahr im „Hack-MuseumsgARTen“ in Ludwigshafen für alle, die mögen, zum Mitmachen anbietet.
Der aus Vietnam stammende Diplom-Sozialpädagoge ist Mitarbeiter im dem Wilhelm-Hack-Museum benachbarten Caritas-Förderzentrum St. Johannes und St. Michael, hat hier eine bereichsübergreifende Stabsstelle inne. Das Meditationsangebot ist der Vernetzung seiner Einrichtung im Sozialraum der Ludwigshafener Innenstadt zu verdanken, wie er erklärt.
Es ist heiß an diesem ersten Septemberdonnerstag. Für 17 Uhr hat Ton-Vinh Trinh-Do zu „Himmel und Erde“ eingeladen. Und trotz der Hitze findet sich ein halbes Dutzend Frauen ein, die die Übungen mitmachen wollen. „Normalerweise sind wir immer so zehn bis 15“, sagt Mong Lan Phan. Schon seit einigen Jahren ist sie treue Teilnehmerin des Meditationsangebotes. Auf der inzwischen im Gebäudeschatten liegenden Freifläche vor dem Pavillon des 2012 angelegten Gemeinschaftsgartens folgen sie nun den Anleitungen von Ton-Vinh Trinh-Do. Der stellt zunächst Übungen vor, die ohne die schon bereitliegenden Bambusstäbe auskommen. Ausgangspunkt ist ein fester Stand auf beiden Beinen (Erde), von dem aus später die Streckbewegung gen Himmel stattfinden wird. Aber vor all dem bezeugt die Runde den Respekt voreinander mit vor der Brust zusammengeführten Händen, die Finger ausgestreckt.
Mit ruhiger Stimme begleitet Trinh-Do die gemessenen, in harmonischen Zyklen auszuführenden Bewegungen, die sowohl Achtsamkeit bezüglich des Atems - „wir atmen durch die Nase, der Mund ist geschlossen“ - wie der Körperhaltung erfordern. „Der Atem umgibt uns alle, egal woher wir kommen - der Lebensatem macht uns zu einer Familie“, sagt Trinh-Do. Und über die Runde, auch sie entstammt verschiedenen Kulturhorizonten, senkt sich tatsächlich eine entspannte Ruhe.
Im zweiten Teil der Meditationsstunde nehmen alle Teilnehmenden einen Bambusstab zur Hand, dessen Länge in etwa der individuellen Körpergröße entspricht. Der Stab assistiert nun dem Bewegungsablauf, und fordert etwa Streckbewegungen weit hinter den Rücken hinaus. Zum Schluss verbeugen sich alle noch einmal voreinander. Fünf Sekunden, der Übungsleiter zählt sie ab.
„Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit dem Hack-Museum zusammen und wirken beim Kulturprogramm mit, das jedes Jahr im Museumsgarten angeboten wird“, erläutert Trinh-Do. Das Caritas-Förderzentrum, das Menschen mit psychischer Erkrankung, seelischer Behinderung sowie von Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen Betroffene unterstützt, trägt unter anderem musikalische und künstlerische Beiträge zum Programm bei. Bei einer Sichtung der vielfältigen Angebote sei irgendwann aufgefallen, dass die Meditation eine Lücke im Spektrum füllen könnte - und mit Trinh-Do gab es dafür den geeigneten Partner.
Ton-Vinh Trinh-Do ist 1966 als Kind einer katholischen vietnamesischen Familie geboren. Eigentlich hatte er Priester werden sollen und war in ein Dominikanerkloster in Saigon eingetreten. Aber der Verlauf des Krieges, in dem 1975 Saigon erobert wurde, und der Konflikt mit Kambodscha ließen es seiner Familie geraten erscheinen, ihn mit zwölf Jahren außer Landes zu schicken. Als einer der „Boat People“ floh er übers Meer, traf in Indonesien eine Dominikanerin aus Speyer und wurde hier schließlich ins Kloster aufgenommen, bis eine Pflegefamilie ihm ein neues Zuhause gab. Nach seiner Ausbildung begann seine berufliche Laufbahn im Diözesan-Caritasverband. „Ich bin seit 1990 am Haus St. Johannes beschäftigt und war dann lange Bereichsleiter Wohnen in St. Johannes, von 2000 bis 2017. Dann war ich Bereichsleiter für die gemeindepsychiatrische Beratungsstelle und Begegnungsstätte Max-Hochrein-Haus und habe seit Juli 2020 eine bereichsübergreifende Stabsstelle inne“, berichtet er.
Eine wichtige Aufgabe in der Unterstützung der Zielgruppe des Caritas-Förderzentrums ist, ihr Mut zu machen, im gesellschaftlichen und kulturellen Leben in ihrem Quartier einen selbstverständlichen Platz einzunehmen. Dafür arbeitet Trinh-Do eng mit den Pfarrgemeinden, aber auch den kulturellen Einrichtungen in der Umgebung zusammen. „Wir haben zusammen erreicht, dass sich die psychisch beeinträchtigten Menschen in die Gemeinden trauen und dort aktiv mitmachen“. Die Vernetzungsarbeit zu den Kulturinstitutionen sei ebenso wichtig: „Wir machen ,unseren Leuten‘ niedrigschwellige Angebote und begleiten sie. So kooperiert das Förderzentrum im Herzen Ludwigshafens etwa mit wie dem Kulturzentrum „dasHaus“ und dem ihm verbunden Verein „HausRat“, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Engagierten aus der Nachbarschaft im Quartier. Und eben mit dem Wilhelm-Hack-Museum - just gegenüber auf der anderen Seite der Kaiser-Wilhelm-Straße an der Ecke Berliner Straße gelegen. Die Aktivitäten im Museumsgarten haben vor allem in den Corona-Jahren eine wichtige Rolle gespielt, unterstreicht Trinh-Do. Denn sie boten die Möglichkeit zusammenzukommen, was in geschlossenen Räumen nicht möglich war. Nun gehören sie fest zum Jahresprogramm für das Caritas-Förderzentrum St. Johannes und St. Michael.
Zu Hause ist Trinh-Do, verheirateter Familienvater, in Neustadt. Die Atem-Meditation ist für ihn und seine Frau eine Kraftquelle, aus der er immer wieder schöpft.
Text und Bild: Henning Wiechers für den Caritasverband für die Diözese Speyer