Caritasverband für die Diözese Speyer
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03. September 2023

“Kein kleines Boot, sondern ein großer Dampfer“ 

Caritasverband und Bistum Speyer präsentieren ihre Möglichkeiten für eh-renamtliches Engagement beim landesweiten Ehrenamtstag in Haßloch 

 

Ehrenamtliche aus ganz Rheinland-Pfalz haben sich am Sonntag, 3. September, zum 20. landesweiten Ehrenamtstag in Haßloch getroffen. Die Veranstaltung wurde nach dem gut besuchten ökumenischen Open Air Gottesdienst mit Weihbischof Otto Georgens und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst von Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet.  

 

 „Ehrenamt ist die Weitergabe von Liebe, die wir selbst erfahren“, machte der Weihbischof bei der Begrüßung deutlich. „Liebe“ war das zentrale Thema dieses Gottesdienstes – die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe der Menschen zu ihren Nächsten. „Liebe ist im Spiel, wenn Menschen sich ehrenamtlich engagieren“, davon zeigte sich Dorothee Wüst in ihrer Predigt überzeugt. Rund ein Fünftel der Deutschen würde sich ehrenamtlich engagieren. Für viele Menschen sei das immer noch selbstverständlich. „Aber nicht alles ist gut. Ehrenamtliche wollen keine Lückenbüßer sein für das, was hauptamtlich nicht getan werden kann“, betonte Wüst. Menschen müssten sich frei entscheiden können, welches Ehrenamt sie ausüben möchten und nicht einfach dahin gesteckt werden, wo gerade jemand gebraucht würde. „Wenn ich meinen Platz finde, so wie es zu mir passt, dann tue ich gern, was ich tue. Mit Liebe, frei und freiwillig, nicht weil ich es muss“, sagte Wüst. Ehrenamt dürfe keine Selbstaufgabe, keine Überforderung sein. Da müsse es auch bei den Kirchen ein Stück weit einen Paradigmenwechsel geben. 


Diese Vielfalt an Angeboten für Ehrenamtliche bieten sowohl die katholische Kirche als auch die Caritas. Davon sind Diözesan-Caritasdirektorin Barbara Aßmann und Dr. Thomas Kiefer, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bistum Speyer, überzeugt. „Wir sind da kein kleines Boot, sondern ein großer Dampfer“, sagte Kiefer. Beide sind sich bewusst: „Ohne Ehrenamt geht gar nichts.“ Sowohl das Bistum Speyer als auch der Caritasverband beteiligten sich mit Ständen am „Marktplatz Ehrenamt“, wo sich über 50 Organisationen, Projekte, Einrichtungen und Initiativen aus ganz Rheinland-Pfalz vorstellten. 


Ehrenamt in der katholischen Kirche ist weit mehr als das Engagement in der eigenen Kirchengemeinde. Vier Stellwände mit bunten Puzzleteilchen verdeutlichten am Stand des Bistums, wo ehrenamtliches Engagement überall möglich und auch nötig ist. Da sind zum einen die Verbände wie DJK, Katholische Arbeiterbewegung, Familienbund der Katholiken, KDFB, kfd und Kolping, die rund 27.000 Mitglieder haben, wie DJK-Referent Martin Fischer deutlich macht. Zum anderen gebe es acht starke Jugendverbände im Bistum Speyer, deren vielfältiges Engagement Gunter Straub und Sidney Jackson vorstellten.

 

Unter der Überschrift „Marktplatz Ehrenamt“ finden sich viele unterschiedliche Institutionen und Gruppierungen, die von der ehrenamtlichen Mitarbeit vieler Frauen und Männer leben. Angefangen von katholischen öffentlichen Büchereien (KÖB), Kirchenchören und Organisten über Lektoren, Sakristane, Kommunionhelfer, Gottesdienstleiter bis zur Mitarbeit in den pfarrlichen Gremien. Bei Letzteren sei es in einigen Gemeinden nicht leicht, Nachwuchs zu finden, in anderen Bereichen habe man dagegen sogar Wartelisten für Interessenten, erzählt Marianne Steffen, zuständig für Besondere Seelsorge. Für die Qualifizierungskurse von Telefonseelsorge, Krankenhausseelsorge und Sterbesegen gebe es viele Bewerber. 


„Sehr gut läuft es immer dann, wenn Menschen für die Aufgaben, die sie machen, eine Qualifikation bekommen. Wir müssen sie darauf vorbereiten“, erklärt Marianne Steffen. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, Ehrenamtliche bräuchten Qualifizierung und hauptamtliche Ansprechpartner. „Echtes Ehrenamt wird nicht bezahlt, aber es darf auch kein Geld kosten. Und Ehrenamtliche müssen auch Nein sagen und auch aufhören dürfen“, betont Steffen.

 

Auch bei der Caritas finden Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, ein weites Betätigungsfeld. „Wir können eine sehr breite Palette an kreativen und vielfältigen Angeboten bieten“, erklärt Barbara Aßmann und beginnt aufzuzählen: Sozialkaufhäuser, Wohnungslosenhilfe, Hospizarbeit, Quartiersmanagement, Sozialraumarbeit, Flüchtlingshilfe. Dank ehrenamtlicher Mitarbeiter hätten auch neue Projekte realisiert werden können, wie die „Erzählbank“, die in Pirmasens sehr gut ankomme. Hier finden Menschen jemanden zum Reden. 


Ohne ehrenamtliche Mitarbeit seien auch viele Angebote in den Caritas-Alten- und Förderzentren nicht möglich, erklärt Lukas Buschbacher, Referent für Gemeindecaritas. Das gelte auch für Kirchengemeinden. Dort würde oft gar nicht realisiert, welche caritativen Dienste durch Ehrenamtliche geleistet werden. Zum Beispiel bei Besuchsdiensten. Dieses Engagement gehöre für sie einfach zum christlichen Selbstverständnis. Die Caritas biete auch den in den Gemeinden tätigen Ehrenamtlichen Unterstützung, zum Beispiel durch Weiterbildung, an.

 

Wichtig sei es auch, Dankbarkeit für das Ehrenamt zu zeigen. Die Caritas macht das mit einem Caritas-Tag, der jedes Jahr in einem anderen Dekanat des Bistums Speyer stattfindet und der für die Ehrenamtler nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung ist, sondern auch eine gute Gelegenheit zum Austausch mit anderen bietet. Für besonderes Engagement wird zudem der Nardini-Preis verliehen. 


„Menschen für das Ehrenamt gewinnt man durch persönliche Gespräche“, weiß Barbara Aßmann. Die Teilnahme am Ehrenamtstag sieht sie, wie auch die Kollegen am Stand des Bistums, als Chance, mit interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele der Besucher auf dem Ehrenamtstag sind bereits ehrenamtlich engagiert und nutzen die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit anderen. Manche kommen aber gezielt vorbei, um ein passendes Ehrenamt zu finden. Besonders freut sich Barbara Aßmann, als sie von einem Ehepaar aus Speyer angesprochen wird, das nun im Ruhestand ein sinnvolles Betätigungsfeld sucht. „Sie werden etwas Passendes bei uns finden“, ist Aßmann überzeugt.

 

Text und Fotos: Dr. Christine Kraus für den Caritasverband für die Diözese Speyer

Bildunterschrift: 

Bild 12: v.l. Der Referent für Gemeindecaritas und Engagement-Förderung Lukas Buschbacher, der Leiter des Caritas-Zentrums Neustadt Johannes Keuck, die Caritasdirektorin Barbara Aßmann, der Vorsitzende des Forums Caritas Ehrenamt Manfred Traub und Sabrina Mansmann von der Ehrenamtsbörse CaRat des Caritas-Zentrums Neustadt freuten sich auf dem Ehrenamtstag in Haßloch auf Gespräche mit den Besucher*innen.