Caritasverband für die Diözese Speyer
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Besucher der Tagesstätte des Caritas-Förderzentrums St. Johannes & St. Michael erledigen alles rund um Gartenpflege und Topfpflanzen
„Körperliche Betätigung an der frischen Luft bringt auf andere Gedanken.“ Das ist eine Erkenntnis, die sicher viele Menschen spontan bestätigen können. Und dieser Erkenntnis liegt auch ein Angebotsbereich der Tagesstätte im Ludwigshafener Caritas-Förderzentrum St. Johannes & St. Michael für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zugrunde. In zwei Gruppen kümmern sich hier Kundinnen und Kunden der Einrichtung um das blühende Grün in und an den Gebäuden am Standort in der Kaiser-Wilhelm-Straße und Berliner Straße.
Auch die Pflege der Außengelände einiger weiterer kirchlicher Einrichtungen übernehmen die Gruppen. Außerdem pflegen sie in einer Umweltpatenschaft ver-schiedene Areale der Stadt. Die Arbeitserzieherin und Gartentherapeutin Ulrike Pfaff ist Hauptbetreuerin der „Gartengruppe“, die „Garten-Landschaftsbau-Gruppe“ leitet Arbeitserzieher Reiner Kuntz. Die Aufgabenbereiche beider Gruppen sind unterschiedlich, erklären die beiden. Die „Gartengruppe“ pflegt den Bewuchs der Grünflächen rund um die Bauten des Caritas-Förderzentrums, zu denen auch die Tagesstätte selbst gehört. Außerdem kümmern sie sich auch um die Pflanzen auf Balkonen und im Inneren der Gebäude, etwa bei der Wohngruppe in der Berliner Straße oder auch im Atrium des Wohnbereichs für Menschen mit Multipler Sklerose im Obergeschoss der Tagesstätte.
„Da werden die Sträucher zurückgeschnitten, Blumenkästen frischgemacht und gerade jetzt im März neue Pflanzen angesät. Wir ziehen Stecklinge und pflanzen sie später ein. Es wird gehäckselt und gemulcht und wir kultivieren auch Kräuter und Gemüse - zwar nicht für die große Einrichtungsküche, aber für die Hauswirtschaftsgruppe der Tagesstätte“, schildert Ulrike Pfaff und unterstreicht, dass auch der Kreislauf der Natur ein wichtiges Thema ist, das sie vermitteln will. Zum Kompostieren oder Mulchen wird auch ein Teil dessen gehäckselt, was Reiner Kuntz und seine „GaLa-Bauer“ von ihren Einsätzen mitbringen.
Die schwärmen jeden Tag aus - mit Bus und Anhänger - und nehmen sich verschiedener Außenanlagen an: unter anderem an Kirche und Kindergarten von St. Ludwig ganz in der Nähe, aber auch in Mundenheim beim Altenzentrum St. Josefspflege und an der Kirche und Kita St. Sebastian. Außerdem noch beim Heinrich-Pesch-Haus im Stadtteil West und schließlich auch in Frankenthal-Eppstein an einer Einrichtung für betreutes Wohnen des Förderzentrums St. Johannes. Zudem sorgen sie auch für ein ansehnliches Erscheinungsbild ihrer städtischen Patenschafts-Areale: im Bereich um das Wilhelm-Hack-Museum, den Wilhelm-Hack-Museumsgarten und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die in unmittelbarer Nähe zum Caritas-Förderzentrum liegen. Diese Institutionen unterhalten ohnehin „gutnachbarschaftliche Beziehungen“ zur Tagesstätte und der Gesamteinrichtung, wie Pfaff, Kuntz und auch Tagesstätten-Leiter Ulrich Thul betonen.
Damit bringen sie einen wichtigen Aspekt der Arbeit ins Gespräch: das Dazugehören und die Anerkennung aus der Nachbarschaft. „Das wirkt dem sich ständig drehenden Karussell negativer Gedanken entgegen, in dem sich Menschen mit psychischer Beeinträchtigung oft befinden. Es hilft auch gegen den Hang, sich in den vier Wänden zu vergraben“, erläutert Thul. Und Pfaff fügt an: „Arbeit draußen erdet und schafft Abstand von den Alltagssorgen.“
Dieses Dazugehören und auf andere Gedanken kommen sind zwei Ziele, die im Kern in allen Angeboten der Tagesstätte stecken, die - wie Thul anmerkt - die größte ihrer Art in Rheinland-Pfalz ist. Zwölf Fachkräfte stehen hier für insgesamt 84 Kundinnen und Kunden zur Verfügung. Neben den Garten-Arbeitsgruppen gibt es unter anderem auch eine Holzwerkstatt, eine Recyclingwerkstatt und ein Kunstatelier. Auch IT-Training und Gesundheits- und Sportangebote sollen den Teilnehmenden helfen, Tagesstrukturen aufzubauen und selbstbestimmter zu leben. So entdecken die Tagesstätten-Besucher durch die psychische Erkrankung verschüttete Fähigkeiten wieder oder entwickeln neue, die ihnen Perspektiven für kulturelle Teilhabe eröffnen. „Welche Angebote zu wem am besten passen, wird in einer Anamnese mit den Kunden ermittelt“, erklärt Thul: „Wir schauen nach den Ressourcen, die sie mitbringen, und vereinbaren dann die Teilnahme an den für sie am besten geeigneten Angeboten“.
Die beiden Gruppen für die Grünpflege arbeiten nach einem modularen Wochen-plan. Die Teilnehmenden belegen diese Module je nach ihren Möglichkeiten. „Manche können mehr oder weniger kontinuierlich mitarbeiten, manche schaffen aber auch nur ein Modul pro Woche“, sagt Reiner Kuntz. Er wie auch die Kollegin Ulrike Pfaff achten in jedem Fall darauf, die Teilnahme verbindlich zu gestalten - fragen auch telefonisch nach, wenn für die Teilnahme am Modul Eingetragene nicht erscheinen. Aber für die, die mitmachen, gibt’s auch interessante Freizeitangebote: So hat die Stadt Ludwigshafen zum Dank für die ehrenamtliche Pflege die Umweltpaten zu einer Besichtigung ihres Müllheizkraftwerks eingeladen. Auch einen Besuch der Bundesgartenschau in Mannheim konnten die Gartengruppen unternehmen. „Sowas motiviert, so kann die Mitarbeit sogar Spaß machen“, würdigt Tagesstätten-Leiter Thul den therapeutischen Wert solcher Aktionen.
Text und Fotos: Henning Wiechers/wipress und Klaus Landry
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Reiner Kuntz und Ulrike Pfaff betreuen an der Tagesstätte des Caritas-Förderzentrums St. Johannes & St. Michael Ludwigshafen je eine Gruppe von Kundinnen und Kunden, die die Pflege von Pflanzen und Grünanlagen übernehmen.
Zur Aufgabe der Gartengruppe gehört auch die Pflege der Pflanzen auf den Balkonen des Förderzentrums.