Musik lädt ein zum Tanzbein schwingen, Wippen, Schaukeln

Konzert des Blasorchesters Schifferstadt im Haus St. Matthias berührt die Herzen und erfreut die Bewohner 

Kurz vor Ende ihrer Zeit als Bundesfreiwilligendienstleistende hat Helen Ohnheiser den Bewohnern des Hauses Matthias in Schifferstadt, einer Außenstelle des Caritas-Altenzentrum St. Bonifatius, noch einmal ein wunderbares Geschenk gemacht: Ein Gartenkonzert des Blasorchesters des Musikvereins Schifferstadt, in dem sie selbst mitspielt. Mehr als nur ein Hörgenuss, ein Erlebnis für alle Sinne.
 

„Das hat die Welt noch nicht gesehen: Ein Pflegeheim mit mehr Musikern als Bewohnern. Das geht nur in St. Matthias“, sagt Arletta Groß, Fachbereichsleiterin Sozialer Dienst, sichtlich beeindruckt. 30 Musiker spielen im Schatten der Sonnen-schirme auf dem Rasen für die 24 Bewohner des Haues, die zusammen mit einigen Angehörigen und Mitarbeitern auf der Terrasse und dem Balkon zuhören. „Jetzt sind sie da!“, sagt ein Bewohner und strahlt. Das Programm hat Helen Ohnheiser so ausgewählt, dass für jeden etwas dabei ist: Märsche, 80er-Jahre Hits, ein Udo-Jürgens Medley. Tanzbare Musik, wie die Bewohner, die noch gut zu Fuß sind, schnell feststellen. Ein Bewohner schwingt das Tanzbein mit seiner Tochter, ein an-derer hält Arletta Groß und die Schifferstadter Bürgermeisterin Ilona Volk an den Händen und die drei wiegen sich im Takt zur Musik. Doch auch die Bewohnerinnen und Bewohner, die die Musik nicht mehr von den Stühlen reißen kann, bleiben nicht lange ruhig sitzen. Einige wippen mit den Füßen oder Händen im Takt oder schaukeln sanft mit dem Oberkörper oder winken. Die Musiker schaffen es, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das ist es, was Arletta Groß immer wieder zu Tränen rührt: Wenn Manchen, die sonst scheinbar wenig am Leben teilnehmen und sich nicht mehr äußern, aufblühen wenn sie Musik hören.

Helen Ohnheiser weiß, dass sie mit Musik die Herzen der Senioren erreicht. Die 18-jährige Schifferstadterin war vor acht Jahren das erste Mal mit einer Querflöten-gruppe als Musikerin zu Gast - damals noch im alten Gebäude des Caritas-Altenzentrums St. Matthias und später auch im neuen Haus immer wieder. In der Zeit, in der ihr Opa dort lebte, kam sie auch viel zu Besuch. Die Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen. „Es ist schön, mit diesen wunderbaren Menschen zusammen zu sein“, sagt sie. Deswegen hat sie in der Corona-Zeit auch beim Testen geholfen und nach dem Fach-Abitur dann beschossen, Bundesfreiwilligendienst im Haus St. Matthias zu leisten. Inzwischen, so sagt sie lachend, gehöre sie schon fast zum Inventar. „Ich habe viel in dieser Zeit gelernt“, sagt sie, „zum Beispiel jeden Moment zu genießen wie er ist, jeden Menschen nehmen wie er ist, und vor allem auch für kleine Dinge dankbar zu sein.“ Sie war viel mit den Seniorinnen und Senioren um den Schwanenweiher spazieren, hat mit ihnen gespielt, sich mit ihnen unterhalten, die Zeitung vorgelesen und die Mitarbeiterinnen der Sozialen Betreuung unterstützt. Gelegentlich hat sie auch die Querflöte mitgebracht und den Bewohnern, manchmal auch zusammen mit einem befreundeten Musiker, vorgespielt. Da lag es auf der Hand, dass das Abschlussprojekt ihres Bundesfreiwilligendienstleistes ein großes Konzert sein würde, dessen Organisation sie komplett übernommen hat. 

Auch als Musikerin schätzt Helen Ohnheiser die Bewohner des Hauses St. Matthias sehr. „Sie sind ein dankbares Publikum“, hat sie festgestellt. „Auch wenn sich viele vielleicht morgen schon nicht mehr an das Konzert erinnern, ist es schön, dass sie jetzt im Moment glücklich sind. Das ist für mich so viel wert, das kann man gar nicht bezahlen.“ 

Nach dem Konzert war das Gartenfest noch nicht vorbei. Musiker, Bewohner und Mitarbeiterinnen saßen noch bei einem kühlen Getränk, manche auch bei einem Gläschen Sekt, zusammen. Arletta Groß fasst es zusammen: „Das Konzert hat auch uns Mitarbeiterinnen gutgetan. Das braucht auch unsere Seele.“

Text und Fotos: Dr. Christine Kraus für den Caritasverband für die Diözese Speyer Bildunterschrift: 
Bild 1: Helen Ohnheiser freut sich über das gelungene Konzert.
Bild 3, 12: Das Blasorchester des Musikvereins Schifferstadt spielt im Garten.
Bild 4, 9, 16, 18: Bewohner, Mitarbeiter und Angehörige sind beschwingt von der Musik.