Caritasverband für die Diözese Speyer
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Yoga entspannt Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung – Auch wohnungslose Frauen freuen sich über das Angebot
Mitarbeitende der Caritas-Förderzentren haben im Workshop „Inklusives Yoga“ Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen gelernt. Damit möchten sie nun ihre Kunden für sich selbst sensibilisieren und deren Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung fördern. Vom Inklusiv-Yoga profitieren jetzt die Caritas-Förderzentren in Blieskastel, Zweibrücken, Pirmasens, Kaiserslautern, Landau und Ludwigshafen.
„Spürst du das?“ fragt Heike Breitenborn, schlägt eine Klangschale aus Messing an und führt die Schale dicht neben dem Körper ihrer Kursnachbarin entlang. Beide fangen an zu lächeln, denn das Gefühl, das die Schwingungen auslösen, lässt sich zwar schwer beschreiben, fühlt sich aber unheimlich gut an. Heike Breitenborn ist Heilerziehungspflegerin im Caritas-Förderzentrum St. Christophorus in Kaiserslautern. Zusammen mit elf weiteren Mitarbeitenden von Caritas-Förderzentren aus der gesamten Diözese hat sie am dreitägigen Workshop „Inklusives Yoga“ in der Yogawiese in Maxdorf teilgenommen und freut sich schon, das Gelernte in ihrer alltäglichen Arbeit mit einer Frauengruppe anwenden zu können.
Denn das ist das Ziel des Workshops: Mitarbeitende in Caritas-Förderzentren werden so geschult, dass sie die erworbenen Kompetenzen auf dem Gebiet Yoga, Wahrnehmungsübungen und Entspannungstechniken auch bei ihren Kunden anwenden können. Das sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit körperlicher, geistiger oder/und psychischer Behinderung sowie wohnungslose Menschen.
Yoga für Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung – geht das denn? Ein bisschen skeptisch seien die Workshop-Teilnehmer schon gewesen, erzählt Sigrid Weiler. Die Dipl.-Heilpädagogin und Yogalehrerin ist Inhaberin der Yogawiese. Zusammen mit den Yogalehrerinnen Daniela Ganglau und Johanna Schmerenbeck, die auch systemische Kinder- und Familienberaterin ist, hat sie die Caritas-Mitarbeitenden schnell überzeugt, dass jeder Mensch von Yoga profitieren kann. „Yoga ist mehr als Bewegung. Yoga ist eine ganzheitliche Lebensphilosophie, dazu gehören Bewegung, Atmung und Klang“, erklärt Daniela Ganglau. Jede dieser drei Säulen war Thema eines Workshop-Tages. Es sei wie ein Baukasten, aus dem sich jeder das herausnimmt, was zu ihm in der aktuellen Situation passt. Die wichtigsten dieser Bausteine bekamen die Workshop-Teilnehmer nun an die Hand.
Am ersten Tag ging es um die Atmung, kombiniert mit Achtsamkeits- und Entspannungsübungen. Die Teilnehmer sollten ein Gespür dafür entwickeln was ihnen gut tut. Diese Übungen können die Caritas-Mitarbeitenden mit ihren Kunden zusammen machen. Wenn sie sie nicht mit Worten dazu anleiten können, reiche es, ihnen die Hände auf den Rücken legen. Dann spüre man oft, wie die Atmung gleichmäßiger wird und die Personen an die Stelle, wo die Hände liegen, hin atmen, erklären die Yoga-Lehrerinnen.
Am zweiten Workshop-Tag stand die Bewegung im Vordergrund. Die Teilnehmer haben die einfachste und wohl bekannteste Yoga-Folge, den Sonnengruß gelernt. Sie haben aber auch erfahren, wie sie Übungen mit Menschen machen können, deren Mobilität eingeschränkt ist, wie das zum Beispiel bei Patienten mit Multipler Sklerose der Fall ist. Außerdem ging es um Haltung und die Wechselwirkung zwischen äußerer und innerer Haltung.
Viel Spaß hat den Teilnehmern der dritte Workshop-Tag gemacht. Denn nun kamen Klangschalen, Shantis und Zimbeln, aber auch der Klang der eigenen Stimme zum Einsatz. Die Gruppe begab sich auf eine Fantasiereise, erlebte Klangentspannung und Klangschalenmassage.
Besonders gefreut haben sie sich, als am Ende der Veranstaltung die Mitarbeitenden für jedes Caritas-Förderzentrum ein eigenes Klangschalen-Set mitnehmen durften. „Damit habe ich gar nicht gerechnet“, sagt Heike Breitenborn, die schon gespannt ist, was die Resozialisierungs-Frauengruppe, die sie in Kaiserslautern leitet, dazu sagt. Die Übungen, die sie während des Workshops gelernt hat, seien sehr gut geeignet für ihre Frauen, findet sie. Viele hätten Schlimmes erlebt und steckten voller Ängste. Mit den neuen Übungen hofft sie, ihnen helfen zu können. „Das Schöne dabei ist, dass jede es in ihrem eigenen Tempo und so wie sie es möchte machen kann. Es wird nichts bewertet, es geht nur darum, Erfahrungen zu sammeln.“
Die drei Yogalehrerinnen haben viel positive Rückmeldung von den Teilnehmern erhalten. „Sie haben uns gesagt, sie können damit jeden Kunden dort abholen, wo er ist“, sagt Sigrid Weiler. „Und natürlich haben sie auch etwas für sich selbst und ihre oft anstrengende Arbeit mitgenommen.“ Viele Teilnehmer hätten schon den Wunsch nach einer Fortsetzung geäußert.
Eine Fortsetzung sei vorstellbar, ebenso ein Yoga-Workshop für Mitarbeitende von Caritas-Altenzentren, sagt Birgit Greiling, die im Caritasverband zuständig für die Koordination der Caritas-Förderzentren ist. Sie selbst hat gute Erfahrungen mit Yoga gemacht und hatte die Idee zu diesem Projekt, um den Kunden der Förderzentren im Tagesablauf einfach mal etwas Gutes tun zu können, wie sie erklärt. Insgesamt wurden in zwei Workshops im März und Mai 24 Mitarbeitende von Caritas-Förderzentren geschult. Möglich machte das eine großzügige Spende der Glücksspirale, die 80 Prozent der Kosten übernahm. Außerdem habe die Firma Bodynova hochwertige Klangschalen für einen guten Preis angeboten.