Caritasverband für die Diözese Speyer
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21. Dezember 2023

Glockenstube: Sozialer Treff, Hilfe in Not und auch medizinische Unterstützung


 
Die Glockenstube (oder auf pfälzisch „Glockestubb“) in der Kaiserslauterer Innenstadt ist der Treffpunkt für Menschen in prekären Lebenslagen. Neu ist ein medizinisches Angebot für jeden. 


 
40 bis 50 Leute kommen unter der Woche jeden Tag in der Glockenstube in der Pariser Straße vorbei, erzählt Sozialarbeiterin Rosa Gosbee. Das Angebot vor Ort für Menschen, die sich in prekären Lebenssituationen befinden, ist dabei breit gefächert: Frühstück und Mittagessenzusammen für 1 Euro, ein Tagestreff, Spielenachmittage mit Kaffee und Kuchen, die Möglichkeit sich zu duschen, die Kleidung am Leib zu waschen und frische Kleidung aus der Kleiderkammer auszuwählen, es gibt viele Freizeitangebote, zum Beispiel ein Frauenangebot oder auch Friseurtermine und seit November neu eine wöchentliche Sprechstunde mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aus dem medizinischen Bereich. „Insgesamt haben wir es geschafft, hier einen sehr sozialen Treff zu schaffen“, kommentiert Peter Lehmann, Gesamtleiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus, die Arbeit, das Wirken und den Stellenwert der Glockenstube. Wie sehr sich die Einrichtung in der Kaiserslauterer Innenstadt etabliert hat, macht Gosbee zudem an den insgesamt verteilten Essenrationen deutlich. Waren es Anfang des Jahres noch knapp 400 Mahlzeiten, hat sich diese Zahl mittlerweile deutlich mehr als verdoppelt. In die Beratungsstelle sind seit diesem Jahr bereits knapp 480 Menschen gekommen, individuelle Gespräche finden über 1200 im Jahresverlauf statt. 


 
Vertrauen für medizinische Versorgung schaffen


 
Das Angebot in der Glockenstube ist seitens der Caritas bewusst niedrigschwellig gehalten. Rosa Gosbee führt an, dass viele Besucher Stammkunden sind. Man kennt sich, die Besucher kennen einander, kommen schnell ins Gespräch. Es entstehen neue Bekannt-, wenn nicht sogar Freundschaften. Manche Glockenstübler kommen ab und zu vorbei und es gibt Gäste, die einfach auf der Durchreise sind. Hinsichtlich der Altersstruktur sind die Besucher bunt gemischt, laut Gosbee 18 bis 80 Jahre, die Geschlechterverteilung ist ausgeglichen. Durch die verschiedenen Angebote unter einem Dach gelingt eine gute Vernetzung zwischen den einzelnen Bereichen. So kommt es zum Beispiel oft vor, dass Menschen die zunächst nur in die Beratung kommen, später auch das Gemeinschaftsangebot des Tagestreffs nutzen und umgekehrt.
Für das seit Anfang November existierende Medizin-Angebot ist es laut der Sozialarbeiterin wichtig, dass es ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Patient und medizinisches Fachpersonal gibt. Oftmals hätten Menschen auf Grund ihrer Lebenssituationen schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht, etwa weil sie keine Krankenversicherung haben. Hier spielt das familiäre Umfeld der Glockenstube eine wichtige Rolle. So kommen etwa manche Besucher eher auf den Kaffee und das lockere Gespräch vorbei und fassen dann den Mut sich mit ihren Anliegen an die medizinische Beratung zu wenden. 

 


Die medizinische Sprechstunde findet jeden Mittwoch von 13 bis 15.30 Uhr statt. Krankheiten gibt es nicht nur in physischer, sondern auch in psychischer Form. Für die seelischen Anliegen ist wöchentlich eine  Mitarbeiterin aus dem Pfalzklinikum da und bietet Gespräche zur Entlastung an. Bei schwerwiegenderen  medizinischen Angelegenheiten werden die Glockenstuben-Patienten an weitere Stellen verwiesen. Braucht es für die Anschlussbehandlung eine Krankenversicherung, wird laut Gosbee mittels der Beratungsstelle geschaut, dass diese Sozialversicherung abgeschlossen wird. Bei akuten Notfällen werden die Patienten im Krankenhaus behandelt – ob der Patient eine Krankenversicherung hat oder nicht, spielt dann keine Rolle. Die Stadt-Beigeordnete Anja Pfeiffer lobt die Arbeit der Glockenstube. Die medizinische Arbeit mit dem Ziel, die Besucher in eine Krankenversicherung zu bekommen, spielt dem Sozialsystem stark in die Karten, kommentiert Pfeiffer. 


 
In der Glockenstube arbeiten derzeit drei hauptamtliche und drei ehrenamtliche Mitarbeiter. Peter Lehmann macht deutlich, dass weitere ehrenamtliche Mitarbeiter immer gesucht werden. Gleiches gilt auch für die Ärzte und medizinische Fachkräfte der medizinischen Sprechstunde. Hierfür würden derzeit noch u.a. ein Zahnarzt, Allgemeinmediziner und Psychiater gebraucht.  Manche Erkrankungen benötigen einen Arzt/Facharzt, jedoch kein Krankenhaus, deshalb ist das Ziel ein Netzwerk zu schaffen, um diese Menschen in Not unkompliziert in die Praxen zu vermitteln. 


 
Die Glockenstube in der Pariser Straße 23 ist Montag bis Donnerstag von 7 bis 16 Uhr geöffnet, am Freitag von 7 bis 15 Uhr. 

 

Text und Bild: Caritas-Förderzentrum St. Christophorus