Caritasverband für die Diözese Speyer
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10. Oktober 2023

Wenn Tinte auf Rollen, Bürsten, Siebe und Spritzen trifft  

Caritas-Mitarbeiter Ulrich Thul bringt Tusche zum Oszillieren
 

Zeichnerische Begegnungen zwischen Menschen, Papier und Tusche ermöglich-te der Ludwigshafener Künstler und Caritas-Mitarbeiter Ulrich Thul den Teilnehmenden seines Workshops im Hack-Museumsgarten am ersten Oktobersamstag. Dabei brachte er viele Gegenstände mit, die interessante Effekte aufs Papier zauberten.
 

Der 1959 in der Nähe von Trier geborene Künstler Ulrich Thul hat sein Atelier im Atelierhaus im ehemaligen Umspannwerk der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL). Seinen hauptberuflichen Arbeitsplatz hat der Diplom-Pädagoge und Sozialarbeiter im dem Wilhelm-Hack-Museum benachbarten Caritas-Förderzentrum St. Johannes und St. Michael. Das Förderzentrum unterstützt Menschen mit psychischer Erkrankung, seelischer Behinderung sowie von Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen Betroffene. Hier leitet er die Tagesstätte, in der sein künstlerisches Schaffen ebenso seinen Platz hat. Aus der Nachbarschaft mit dem Wilhelm-Hack Museum hat sich eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt, und das Caritas-Förderzentrum liefert schon seit Jahren Beiträge zum all-sommerlichen Kulturprogramm in dem 2012 eröffneten Gemeinschaftsgarten. Einmal jährlich bietet auch der Künstler Thul hier einen Workshop an.
 

„Tusche zum Oszillieren bringen“ will er, so die Ankündigung in diesem Jahr mit den Workshop-Gästen. Und Zrinka Pečur-Medinger, Andrea Magin, Roswitha Korte und Andre Glück haben sich eingefunden, dabei mitzutun. Bei sehr angenehmen Oktober-Temperaturen und unter milder Herbstsonne, die ihnen dieser Samstagnachmittag schenkt.  Magin und Glück sind zum ersten Mal dabei, wie sie berichten. Die Ingenieurin und der Architekt haben den Programmpunkt im Flyer des Museumsgartens gesehen und sind neugierig geworden, wie sie berichten. Glück fügt an, dass speziell die künstlerischen Möglichkeiten mit Tusche ihn interessieren. Pečur-Medinger und Korte waren schon Teilnehmerinnen beim letztjährigen Workshop. Sie sind in diesem Jahr wieder dabei, weil ihnen die Teilnahme damals gut gefallen habe, wie sie berichten. Während 2022 die rund zehn Teilnehmen-den zusammen eine einzige etwa 18 Meter lange und einen Meter breite Bahn bearbeitet haben, wie Thul berichtet, hat er für den aktuellen Workshop jede Menge einzelner Zeichenkartonblätter dabei. Auf diesen können sich die Gäste an so vielen Werken ausprobieren wie sie mögen. Denn die Grafik lebt vom Reduzierten, wie Thul erklärt. „Tusche ist ausdrucksstark, aber man darf das Papier nicht zuklatschen, sonst kann’s nicht mehr atmen.“
 

Schwarze Tusche gehört zu den von ihm favorisierten Malmedien. „Sie verblasst nicht, aber man kann mit Wasserzusatz alle Tönungen von Tiefschwarz bis Hell-grau erzeugen“. Und - das zeigt das „Arsenal“ an Malwerkzeugen, das er mitgebracht hat - man kann mit allen möglichen Gegenständen interessante Effekte auf dem Papier erzeugen: Pipetten, Pinsel, Schwämme, Pappstreifen, Rollen, Bürsten, Siebe, Arztspritzen. Eigentlich gibt es kaum einen Haushaltsgegenstand, der sich nicht für Tuschemalerei einsetzen lässt. Auch die bloßen Finger gehen - allerdings besser mit Handschuhen angetan, denn Tusche färbt nachhaltig. Auch Kleider. Handschuhe und Schürzen hat Thul natürlich ebenfalls dabei.
 

Der Workshop ist ein Experimentieren der Teilnehmenden, das nach und nach routinierter und zielgerichteter wird. Der Leiter berät zu Ideen der Bildkomposition oder zum möglichen Einsatz der verschiedenen Malwerkzeuge. Er unterstützt auch hier und da mit helfenden Händen. Die einzelnen Werke werden von allen kommentiert - Assoziationen ausgetauscht, Eindrücke geschildert. Zum Trocknen werden sie auf dem Nachbartisch ausgelegt, gegen das Verwehtwerden mit den betagten Karl-May-Bänden aus dem Bücherschrank daneben beschwert. Nach und nach füllt sich der Tisch bis auf den letzten Platz.
 

Mit Malerei beschäftigt Ulrich Thul sich intensiv seit 1975, also seit er 16 Jahre alt war. Vertieft hat er seine Leidenschaft in Kursen an der Europäischen Kunstakademie Trier. Er ist Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen, gehört dem Bundesverband Bildender Künstler an. Seine Arbeiten wurden sowohl in der heimischen Metropolregion ausgestellt wie auch in Trier, Luxemburg, München, Leipzig, Düsseldorf, Beijing, Köln und Berlin. Auch bei Ausstellungen in verschiedenen russischen Städten wurden seine Werke schon gezeigt.

Text und Fotos: Henning Wiechers für den Caritasverband für die Diözese Speyer

Bildunterschrift: 
Nr.1-2a: Zrinka Pečur-Medinger, Andrea Magin, Andre Glück und Roswitha Korte (von links) experimentieren unter Ulrich Thuls Anleitung mit Tusche und verschie-denen Malwerkzeugen.

Nr. 3 und 4: Die Auswahl an Malwerkzeugen ist groß.

Nr. 5: Die Arbeiten werden zum Trocknen auf dem Nachbartisch ausgelegt.